Die Kardinalsversammlungen vor der Papstwahl sind vertraulich. Dennoch gelangen einzelne Beiträge an die Öffentlichkeit. So von Hongkongs Kardinal Zen. Er warnt davor, eine wichtige Reform von Franziskus weiterzuführen.
Vor der Papstwahl in Rom hat der chinesische Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (93) davor gewarnt, die von Papst Franziskus begonnene Art der Weltsynode fortzusetzen. Dies sei eine “Frage von Leben und Tod für die von Jesus gegründete Kirche”, sagte Zen laut einem Manuskript, das vom Portal “The Pillar” (Sonntag) veröffentlicht wurde. Demnach machte der frühere Erzbischof von Hongkong seine Anmerkungen bei der Generalkongregation bereits am 30. April.
Papst Franziskus habe das Instrument der Bischofssynode so stark verändert, dass es nicht mehr der Tradition der Kirche entspreche, kritisierte Zen. Zum einen hätten den jüngsten Synodenversammlungen 2023 und 2024 zu viele stimmberechtigte Nicht-Bischöfe angehört. Zum anderen entspreche der Stil nicht mehr dem von Paul VI. (1963-1978) errichteten Beratungsinstrument für den Papst.
Die Ergebnisse der Familiensynode 2014 und 2015 widersprechen laut Zen der Lehre der Kirche. Andere Synoden wie jene zu Amazonien hätten zu keiner Lösung von Problemen geführt. Insgesamt rücke die Kirche näher an die Praxis der anglikanischen Kirche, wenn etwa ortskirchlich unterschiedliche Praktiken bei den turnusmäßigen Ad-limina-Besuchen der Bischöfe beim Papst bewertet würden.
Mit der Synode zur Synodalität von 2021 bis 2024 wollte Franziskus vor allem Umgangsstil und Entscheidungsfindungen in der katholischen Kirche reformieren; nur so könne die Kirche angemessene Antworten auf anstehende Herausforderungen finden. Bei den weltweit verschiedenen Synodenversammlungen auf diözesaner, nationaler und kontinentaler Ebene waren neben Bischöfen auch Laien und vor allem Frauen mit Stimmrechten vertreten.
Zur China-Politik unter Franziskus, die er in früheren Jahren mehrfach scharf kritisiert hatte, äußerte sich Kardinal Zen laut Manuskript nicht. Er bitte “um Verzeihung, wenn ich mich zu bestimmten Themen nicht äußern kann und in meinem Verhalten ein Höchstmaß an Diskretion wahren muss”. Zen, der wegen Unterstützung der Demokratie-Bewegung in Hongkong einmal mehrere Tage in Haft war, erhielt laut eigener Aussage von den Behörden für die Papst-Beisetzung und das Vorkonklave eine zehntägige Ausreisegenehmigung.