Abendmahlmesse, Fußwaschung und Chrisamweihe: In Jerusalem hat der Gründonnerstag traditionell begonnen. Doch seit Kriegsbeginn ist vieles anders. Die Menschen seien erschöpft, sagt der Lateinische Patriarch.
Gläubige in Israel dürfen trotz der schwierigen Lage ihre Zuversicht nicht verlieren. Dazu hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, am Gründonnerstag aufgerufen. “Lasst uns nicht zulassen, dass Angst und Resignation den Lauf des Evangeliums in unserem Land verlangsamen oder aufhalten”, predigte er am Morgen in der Grabeskirche in Jerusalem. An der Feier der Abendmahlsmesse mit Fußwaschung und Chrisamweihe nahmen mehrere hundert Christen teil.
Die gegenwärtige Zeit und das Heilige Land seien hungrig nach Freiheit, Gerechtigkeit und Würde, in einigen Teilen aber auch hungrig “im wahrsten Sinne des Wortes”, sagte Pizzaballa in Anspielung auf den Krieg im Gazastreifen. Die Gegenwart sei “dunkel und kompliziert”, von realem Bösen sowie Schmerz und Ungerechtigkeit geprägt. Das gelte es anzuprangern. “Vielleicht sind wir heute müder und erschöpfter als je zuvor, vielleicht sogar enttäuscht und verletzt von so viel Schmerz und Gewalt, unfähig, mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken”, so der italienische Ordensmann.
Von Gründonnerstagabend bis Ostersonntag gedenken Christen der Passion und der Auferstehung Jesu. Üblicherweise wird die Abendmahlsmesse erst am Abend gefeiert; in der Jerusalemer Grabeskirche wird sie aber wegen der örtlichen Verhältnisse auf den Morgen vorverlegt. Am Nachmittag des Gründonnerstags folgen eine Prozession zum Abendmahlssaal auf dem Berg Zion und eine nächtliche Gebetswache beim Garten Getsemani.
Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. feierte nach alter Tradition ebenfalls am Donnerstagmorgen auf dem Vorplatz der Grabeskirche die Liturgie der Fußwaschung. Auch zu dieser kamen in diesem Jahr deutlich weniger Gläubige. In den zahlreichen Kirchen Jerusalems werden bis zum Abend Fußwaschung-Gottesdienste nach den unterschiedlichsten Riten gefeiert.
Als Höhepunkt der orthodoxen Osterfeiern gilt die über 1.200 Jahre alte Liturgie des “Heiligen Feuers” am Samstagmittag. Dabei entzündet sich nach orthodoxem Volksglauben auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird anschließend an die Gläubigen in der Kirche und in den Altstadtgassen weitergereicht sowie mit Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.
Trotz der verschiedenen Kalenderrechnungen feiern in diesem Jahr Christen aller Konfessionen gemeinsam Ostern. Das jüdische Pessachfest hat mit dem Seder-Mahl am Samstagabend begonnen.