Leo XIV. vereinigt Nord- und Südamerika in sich. Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist überzeugt, dass er beide Kontinente wieder näher zusammenführen kann. Und auch mit US-Präsident Trump werde er sich verständigen können.
Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hält die Wahl von Papst Leo XIV. aufgrund dessen Biografie für eine glückliche Fügung. “Es ist sozusagen providentiell, dass er in seiner Person und mit seinem Lebenshintergrund die beiden Amerikas vereinigt”, sagte Müller der katholischen Wochenzeitung “Die Tagespost” (Donnerstag). Robert Francis Prevost, so der bürgerliche Name des Papstes, wurde in Chicago geboren und wirkte mehrere Jahre als Bischof in Peru.
Vom neuen Pontifex könne ein Impuls ausgehen, Nord- und Südamerika wieder näher zusammenführen, so Müller weiter. “Daraus müsste man dann auch Konsequenzen für das praktische Leben ziehen – und das auch in kirchlicher Hinsicht.” Wünschenswert wäre etwa, dass beide Kontinente kirchlich mehr zusammenwüchsen und kooperierten. “Dazu kommt das Verständnis von dem, was eigentlich der Staat ist und wie sich Parteien politisch und ökonomisch zum Wohl des Staates zu verhalten haben.” So habe ein falscher politischer “Messianismus” marxistischer Prägung Südamerika “nur Unheil gebracht”.
Müller geht davon aus, dass sich Papst Leo auch mit dem US-Präsidenten Donald Trump verständigen werde. “Man muss da den realen Menschen unterscheiden von dem, was die Medien und westlichen Politiker über ihn sagen.” Trump komme zwar aus der Wirtschaft, sei aber ein Mann, der etwas Gutes bewirken wolle. “Ich glaube nicht, dass er sich Argumenten von kirchlicher Seite versperren wird.” Ohnehin sei die vatikanische Diplomatie kein politischer Kontrapunkt zu einer amerikanischen Regierung, sondern “das moralische Gewissen aller irdischen Machthaber”.
Die Lateinamerikaner könnten laut Müller von Papst Leo erwarten, dass er neue Wege der Verkündigung des Evangeliums in den Mittelpunkt seiner Lehre und Pastoral stellen werde, erklärte Müller. Die Kirche müsse sich beispielsweise mit dem Transhumanismus auseinandersetzen, der den Menschen nur als Vorstufe zu einem biologisch-technologischen Hybrid sehe und dem ein falsches Menschenbild zugrunde liege. “Insgesamt wird ein Papst wie Leo XIV. für Lateinamerika ein Vorbild und Hoffnungsträger sein.”