Als Anti-Trump auf dem Papstthron haben einige Kommentatoren den neuen Papst Leo XIV. bezeichnet. Einer seiner Wähler hält das für absurd. Aus seiner Sicht spielt der Papst in einer anderen Liga als der US-Präsident.
Papst Leo XIV. ist nach Ansicht von Kardinal Jean-Claude Hollerich nicht als Gegengewicht zu US-Präsident Donald Trump gewählt worden. “Es wäre absurd zu meinen, dass ein Papst als Gegengewicht zu einem politischen Führer gewählt wird: Sein Amt hat eine viel tiefere und universalere Bedeutung”, sagte der luxemburgische Kardinal im Interview der italienischen Tageszeitung “La Stampa” (Dienstag).
Dies sei auch im Konklave klar gewesen, das den US-amerikanischen Kardinal Robert Prevost am 8. Mai zum Papst wählte, sagte Hollerich, laut Zeitung eine Schlüsselfigur im Konklave. “Wir haben nicht an einen Damm gegen Trump gedacht. Und übrigens, Trump bleibt noch vier Jahre im Amt, Leo XIV. wahrscheinlich sehr viel länger.”
Zur Ausrichtung des neuen Papstes in innerkirchlichen Debatten sagte Hollerich, er glaube nicht, dass Leo XIV. die Segnung Homosexueller zurücknehme. Diese sei unter dem Vorgänger Franziskus vom kirchlichen Lehramt entschieden worden. “Es ist sehr schwer, diese Lehre zurückzunehmen. Sie könnte allerdings angepasst werden, jedoch nicht ausgelöscht.” Er sei überzeugt, dass Leo XIV. auf der grundsätzlichen Linie seines Vorgängers weitermache, die davon ausgegangen sei, dass die Kirche “alle annehmen muss, die unsere Liebe brauche”.
Zur künftigen Rolle von Frauen in der Kirchenleitung erinnerte Hollerich an die Beförderung von Frauen in vatikanische Leitungsämter und Papst Franziskus. “Ich bin sicher, dass Prevost das nicht umkehren wird.”
Vorsichtiger äußerte sich Hollerich zu der Frage, ob es unter Leo XIV. Frauen in Weiheämtern der katholischen Kirche geben werde. “Man muss da vorsichtig sein und darf nicht die Einheit der Kirche aufs Spiel setzen. Es gib das Risiko von Spaltungen und von nicht heilbaren Schnittwunden”, so der Kardinal.
Er erinnerte an die Spannungen, die es bei diesem Thema in der anglikanischen Gemeinschaft gab. Wichtig sei, zuerst die Idee zu überwinden, dass das Priestertum etwas mit Macht zu tun habe. Es sei in Wahrheit ein Dienstamt. Nur wenn das wirklich bewusst sei, müsse man erneut die Frage stellen, ob Frauen zu diesem Dienst Zugang haben könnten.