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Kampagnenstart: “Kein Täter werden in Schleswig-Holstein”

Die Kieler Universitätsklinik hat ihre neue Kampagne „Kein Täter werden“ für Schleswig-Holstein gestartet. Das Zentrum für Integrative Psychotherapie (ZIP) will damit sein seit 15 Jahren bestehendes Angebot bekannter machen, Menschen mit pädophilen Neigungen helfen und damit den Kinderschutz in Schleswig-Holstein stärken, wie die Uniklinik am Dienstag mitteilte. Gleichzeitig hoffen die Projektbeteiligten auf Unterstützung, da die Förderung durch den Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV) zum Jahresende ausläuft. Infos unter www.kein-taeter-werden.sh.

Seit der Einrichtung des Standorts in Kiel im Jahr 2009 haben sich 969 Menschen an das Projekt gewandt. 168 Personen wurden in eine therapeutische Behandlung aufgenommen, 93 Behandlungen konnten den Angaben zufolge erfolgreich abgeschlossen werden. Aktuell befinden sich 37 Personen in Behandlung, davon 23 in Therapie, fünf in Beratung und neun in der Nachsorge. „Die vergangenen 15 Jahre haben gezeigt, dass gezielte therapeutische Angebote helfen, das Risiko von Übergriffen zu minimieren. Zugleich belegen unsere Zahlen, dass es einen kontinuierlichen Bedarf gibt“, sagte Projektkoordinator Professor Christian Huchzermeier.

So registrierten die Strafverfolgungsbehörden bundesweit 16.375 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern im Jahr 2023 und damit 5,5 Prozent mehr als 2022. Jeden Tag werden nach Angaben des Bundesinnenministeriums in Deutschland 54 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch.

Nach wissenschaftlichen Schätzungen fühlt sich etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung sexuell zu Kindern hingezogen. Das sind in in Schleswig-Holstein etwa 7.000 Betroffene. Pädophilie kann nicht geheilt, aber kontrolliert werden.

Das Projekt „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld“ wurde 2005 an der Berliner Charité ins Leben gerufen. In den Folgejahren entstanden an mehreren Standorten in Deutschland ähnliche Therapiezentren, die sich 2011 zum bundesweiten Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ zusammenschlossen. Der Kieler Standort gehört zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks. Die Präventionsambulanzen bieten Betroffenen die Möglichkeit, anonym und kostenfrei eine sexualmedizinisch-sexualtherapeutische Diagnostik, Beratung und Therapie in Anspruch zu nehmen.