Artikel teilen:

Kabarettist Springer zu Syrien: Rückführungsdebatte zu schnell

Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich der Münchner Kabarettist Christian Springer mit seinem Verein “Orienthelfer” humanitär im Nahen Osten. Nun freut er sich über den Umsturz in Syrien – und mahnt zu Optimismus.

Der Münchner Kabarettist Christian Springer (59) kritisiert die aktuelle Debatte über die Rückführung von Flüchtlingen aus Syrien. “Das kommt viel zu schnell”, sagte Springer der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). “Wer soll jetzt entscheiden, wer wohin zurückmuss? Da steckt viel Wahlkampf drin. Ich habe viele syrische Freunde, die eine große Sehnsucht haben nach ihren Heimatorten. Aber wie viele zurückkehren werden, das weiß ich nicht. Es werden viele sein, aber ob das zehn oder 500 von Tausend sind, kann niemand sagen.” Viele Betroffene wüssten selbst noch nicht, was sie machen würden.

Springer zeigte sich trotz der Tatsache, dass der Umsturz in Syrien auf Islamisten zurückzuführen ist, optimistisch in Bezug auf die Entwicklung des Landes: “Es ist wie die Geburt eines Kindes. Man hat sich jetzt erst mal zu freuen und nicht ans Bettchen zu stellen und zu sagen: Oh Gott, das Kind wird vielleicht mal eine schwere Krankheit haben, oder: Es könnte ein fürchterlicher Mensch werden. Erst mal sagt man: Willkommen auf dieser Welt! Es ist eine neue Situation, jetzt schauen wir, wie wir das Beste draus machen.”

Natürlich sei eine Unsicherheit da, ergänzte der Künstler. “Was die Leute jetzt brauchen, ist Sicherheit, und zwar vor den Gangs. Den Menschen geht es schlecht, die Kriminalität ist hoch, es wird viel geklaut, viel bedroht und entführt. Das muss aufhören, und dafür braucht es Polizei.” Die aber brauche Waffen. “Nur, wer bewaffnet sie? Mit was? Ich bin froh, dass ich diese Fragen nicht beantworten muss.”

Springer gründete 2012 den Verein “Orienthelfer” für humanitäre Hilfe in Nahost. Der Verein kooperiere mit kleineren Hilfsorganisationen und vor allem mit den christlichen Kirchen, sagte Springer. “Die waren immer in der Nähe von Assad, um nicht unterzugehen. Trotzdem: Wir werden uns an sie halten, sie führen Projekte aus, zum Beispiel die Versorgung von Opfern des Erdbebens. Die Katastrophe ist eineinhalb Jahre her und interessiert niemanden mehr – uns schon. Diese Hilfe wollen wir ausweiten. Was wir in Syrien demnächst konkret tun können, weiß ich noch nicht.” Die Anzahl der Bedürftigen sei vielleicht nicht gewachsen, aber man komme nun besser an sie heran.