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Jugendherbergen leiden noch immer unter Corona

Das Jugendherbergswerk Thüringen rechnet frühestens für das Jahr 2025 mit einem Anstieg der Übernachtungszahlen auf das Vor-Corona-Niveau. Insgesamt verzeichneten die 16 Häuser im vergangenen Jahr 209.198 Übernachtungen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Siegfried Wetzel, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei ein Plus gegenüber 2022 von 3,66 Prozent. Im Jahre 2019 zählten die damals noch 18 Häuser allerdings noch mehr als 250.000 Gäste.

Dabei habe der Besuch von Schülern, Studenten, Kindern und Jugendlichen als den wichtigsten Zielgruppen gegenüber 2022 in etwa auf dem Vorjahresniveau gelegen. Das sei erstaunlich, als dass insbesondere Schulen in Deutschland teilweise mit erschwerten Bedingungen für Schul- und Klassenfahrten zu kämpfen hatten.

Erfreulich sei aber, dass die Zahl der Übernachtungen von Familien um mehr als zwölf Prozent auf 29.372 Übernachtungen zugenommen habe. Dennoch habe diese Zahl noch deutlich unter den Zahlen der Zeit vor 2019 gelegen. „Auch die Kurzfristigkeit von Buchungen hat seit Corona sprunghaft zugenommen“, sagte Wetzel. Der Abstand von Buchung und Anreise betrage manchmal nur noch wenige Tage. Die Häuser hätten dadurch mit vermehrten Planungsunsicherheiten kämpfen.

„Zudem haben uns die rasanten Steigerungen der laufenden Kosten, vor allem im Energie- und Verpflegungsbereich, zuletzt Kopfzerbrechen bereitet“, sagte Wetzel. Trotzdem seien die Übernachtungspreise gegenüber 2022 im Durchschnitt nur moderat um 5,4 Prozent gestiegen. „Wir müssen darauf achten, dass sich gerade einkommensschwache Familien und Kinder unsere Angebote leisten können“, sagte Wetzel.

Auch deshalb habe der Thüringer Jugendherbergsverband mit anderen Partnern im vergangenen Jahr bereits zum achten Mal gezielt Ferienaktionen für einkommensschwache Familien durchgeführt. Wetzel: „Das ist wichtig und nötig. Während dieser Zeiten bei uns lernen sich die Kinder in ein Team einzuordnen und verbessern auf spielerische Weise ihre Sozialkompetenzen.“

Aufgeben musste der Verband 2023 die Jugendherberge in Bad Salzungen. Die Investitionen dort seien nicht mehr tragbar gewesen. Zuschüsse von Bund, Land oder Kommunen erhalte das Jugendherbergswerk nicht. Der Verband finanziere sich neben den Beherbergungseinnahmen in hohem Maße durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Zuwendungen etwa von Stiftungen. Neueröffnungen seien in Gothaund perspektivisch in Weimar geplant.