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Jugendherbergen in Bayern sehen sich von Investitionsstau bedroht

Die Nachfrage nach Übernachtungen in Jugendherbergen in Bayern ist ungebrochen. Fast 1,2 Millionen Mal wurde im vorigen Jahr in den insgesamt 48 bayerischen Jugendherbergen übernachtet. Das seien lediglich 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr, sagte Winfried Nesensohn, der geschäftsführende Vorstand im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) Bayern, bei der Präsentation der Bilanz für das Jahr 2024. Die Geschäftszahlen zeigten, „dass das Modell Jugendherberge grundsätzlich trägt“.

Der Nachfrage-Trend spiegle sich vor allem bei Schulklassen wider, deren Anteil am Gesamtergebnis des Jugendherbergswerks aktuell bei 42 Prozent liege. Familien- und Gruppenreisen folgten im Anschluss mit je 23 Prozent. Zwölf Prozent machten Rucksack-Touristen aus. Jugendherbergen seien das „junge Gesicht Bayerns“ und ein wichtiger touristischer Player, sagte Nesensohn: „Durch jeden Arbeitsplatz in einer Jugendherberge werden 1,7 weitere Arbeitsplätze in der Region geschaffen.“

Die Jugendherbergen konnten sich zudem als bedeutender „Lern- und Begegnungsort“ positionieren. Im zurückliegenden Jahr hätten bayerische Jugendherbergen etwa 2.500 pädagogische Programme in den Bereichen politisch-historischer Bildung sowie Extremismus-Prävention angeboten, führte Klaus Umbach, Präsident des Jugendherbergswerk Bayern, aus. Damit seien Jugendherbergen ein „unverzichtbarer Teil des Bildungssektors“.

Obwohl das Jugendherbergswerk wirtschaftlich nicht schlecht dastehe, „zehren wir von der Substanz“, sagte Umbach weiter. Als gemeinnütziges Unternehmen verfüge das Jugendherbergswerk nur über wenige Rücklagen. Gleichzeitig würden aber die politischen Anforderungen hinsichtlich Energieeffizienz und Barrierefreiheit steigen. Zudem seien ältere Häuser nicht mehr sanierungsfähig und müssten neu gebaut werden. „Wir kommen an unsere Grenzen und sind von einem massiven Investitionsstau“ bedroht”, sagte Umbach.

Mittelfristig werde das Werk bauintensive Maßnahmen nicht mehr realisieren können. Die Herberge in Donauwörth wurde bereits 2024 geschlossen. In wenigen Jahren könnten „weitere Schließungen von Häusern vor allem in strukturschwachen Regionen Bayerns“ folgen, sagte Umbach. Die bayerische Staatsregierung sei gefordert, „Investitionen in den Lern-, Gemeinschafts- und Demokratieort Jugendherberge deutlich und dauerhaft zu erhöhen.“ (0799/06.03.2025)