Jüdische Jugend im Rampenlicht: Bei der Jewrovision treten junge Leute auf; der Zentralrat und die Politik setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus. In diesem Jahr hat das Event eine besondere Bedeutung.
Die Unbeschwertheit der Jewrovision sei im Leben vieler Jüdinnen und Juden eine Seltenheit geworden: Das sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Sonntag zum Auftakt des Events in Dortmund. Demnach handelt es sich um die europaweit größte jüdische Veranstaltung des Jahres; Vorbild ist der Eurovision Song Contest (ESC).
Mit eigenen Liedtexten, Kostümen und Tanz wurden den Angaben zufolge 13 Gruppen erwartet. Das Event unter dem Motto “United in Hearts” zeige, dass die Teilnehmenden nicht allein seien, fügte Schuster hinzu. Und: “Es ist immer wieder beeindruckend, wie alle Teilnehmer und Besucher der Jewrovision strahlen, mit welcher Freude sie nicht nur heute, sondern die ganzen Tage durch diese Veranstaltung gehen.”
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU), die selbst jüdische Wurzeln hat, würdigte die Teilnehmenden: “Ihr macht uns in dieser manchmal beängstigenden Zeit Hoffnung und Mut.” Die Auftritte zeigten, dass junge jüdische Stimmen in Deutschland vielfältig, kraftvoll und laut seien. Sie wünsche sich, dass sich in der ganzen Gesellschaft die Menschen mit Respekt, Akzeptanz und Offenheit begegneten und bei allen Unterschieden das Verbindende sähen.
Die Ministerin, die gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) eine der Schirmherrinnen der Jewrovision ist, erinnerte an den Angriff auf den Hamburger Antisemitismusbeauftragten Stefan Hensel sowie an die Mitarbeiter der israelischen Botschaft in den USA, die in Washington getötet wurden, Yaron Lischinksy und Sarah Milgrim.
Im Umfeld des ESC hatte es Ende Mai für einen Skandal gesorgt, dass der österreichische Sieger Johannes Pietsch alias JJ eine Austragung des Wettbewerbs im kommenden Jahr “ohne Israel” gefordert hatte. Er entschuldigte sich später für seine “missverstandenen” Worte. Die israelische Kandidatin Yuval Raphael, eine Überlebende des Terrorangriffs der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023, hatte den zweiten Platz belegt.