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Jesus-Anhänger, nicht Christen

UK 3/2018, Messianische Juden, Judenchristen, Heidenchristen (Seite 2: „Versöhner oder Zerstörer?“)
Der UK-Artikel stellt das rundum gelungene Positionspapier der EKD über „Messianische Juden“ gut dar. Der dazugehörige historische Überblick über Judenchristen, Heidenchristen und messianische Juden bedarf aber einiger Anmerkungen.
Vorab: Für das Verstehen des NT ist es wichtig, dass wir heute möglichst nicht im Neuen Testament (NT) von „Christen“ reden sollten. „Christen“ in unserem nicht-jüdischen Sinne gab es im NT noch nicht. Wenn wir das NT lesen, müssen wir schauen: Von wem genau wird dort an dieser jeweiligen Stelle geredet?
1. Von Juden, die nicht an Jesus als Messias glauben. – 2. Von Juden, die an Jesus als Messias glauben (Messias-Juden oder früher: Juden-Christen genannt). – 3. Von Heiden-Christen, die zum Glauben an den Messias Jesus gekommen waren (sozusagen: messianische Heiden). – 4. Von Heiden, die nicht an Jesus als Messias glauben.
In dem historischen Überblick heißt es, dass „die erste Gemeinde in Jerusalem“ überwiegend aus „Judenchristen“ bestanden habe. Hier muss man genauer hinsehen:
Die Jünger von Jesus waren alle Juden. In Apostelgeschichte 2 wird die Erinnerung an ein Ereignis festgehalten, das am jüdischen Wallfahrtsfest „Schawuot“ (wir Heiden-Christen sagen: „Pfingsten“) in Jerusalem stattfand. Die Bewegung der jüdischen Jesusanhänger wuchs an diesem Fest in einem großen Ausmaß und erfuhr die Kraft des Heiligen Geistes. Anzumerken ist dabei, dass alle an „Pfingsten“ Beteiligten: Juden waren und Juden blieben. Denn zum jüdischen Wallfahrtsfest kamen Juden aus Judäa, Galiläa und der jüdischen Diaspora des Mittelmeerraumes. Die von uns so genannte „erste Gemeinde“ bestand folglich zu 100 Prozent, nicht nur „überwiegend“, aus Juden. Es war noch kein einziger Heide dabei. Deshalb sollte man heutzutage besser auch nicht mehr von der „ersten Gemeinde“ oder der „Urgemeinde“ sprechen, sondern besser von der „Jesus-Synagoge in Jerusalem“.
Heiden kamen erst zum Glauben an den Messias Jesus, als ein Teil der griechischen Messias-Juden nach Antiochia geflohen war und dort erste jüdische Jesus-Synagogen gegründet hatten. Viel später erst trat die Frage auf: „Müssen diese Griechen/Heiden, die dort und durch das Wirken des Paulus zum Glauben an „unseren“ jüdischen Messias Jesus kommen, dann ganze Juden werden, um richtig zu Jesus dazuzugehören?“ Die Messias-Juden entschieden im Jahre 48 in der Jesus-Synagoge von Jerusalem: Die Dazugekommenen aus den Heidenvölkern müssen nicht ganze Juden werden.
Denn: Wenn der jüdische Heilige Geist des jüdischen Messias Jesus sie erfüllt hat, dann hat der Gott Israels diesen Heiden Anteil am endzeitlichen Heil Israels gegeben. Später heißt es im Epheserbrief (2,19): So seid ihr (messias-gläubigen Heiden) nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der (jüdischen) Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Reiner Fröhlich, Kierspe