Mehr als jedes fünfte Kind (22 Prozent) im Alter von fünf bis elf Jahren fühlt sich laut aktuellen Studienergebnissen zumindest manchmal alleine. Dies gelte besonders für Kinder aus Trennungsfamilien und Haushalten mit finanziellen Problemen, teilte das Deutsche Jugendinstitut (DJI) in München mit. Wie aktuelle Auswertungen der DJI-Befragung AID:A ergaben, berichteten 17 Prozent der fünf- bis elf-Jährigen im Jahr 2023, dass sie sich manchmal alleine fühlten sowie fünf Prozent, dass sie dieses Gefühl häufig oder sogar ganz oft hätten. Die Ergebnisse wurden anlässlich der bundesweiten Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ vorgestellt, die noch bis zum 1. Juni stattfindet und für das Thema Einsamkeit sensibilisieren soll.
Trennung der Eltern häufiger Grund für Einsamkeitsgefühl
Von den Kindern, die bei nur einem Elternteil lebten, berichteten 28 Prozent, dass sie sich manchmal, häufig oder ganz oft alleine fühlten. Bei Kindern, die in einer Stieffamilie lebten, waren es 34 Prozent. Bei den Kindern aus Kernfamilien trafen diese Aussage nur 22 Prozent. „Die Trennung der Eltern ist für Kinder ein erheblicher Umbruch in ihrem Leben und kann ein Grund sein, dass sie sich – zumindest vorübergehend – einsam und in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt fühlen“, sagte Sozialwissenschaftlerin Alexandra Langmeyer, die zusammen mit Christine Entleitner-Phleps die AID:A-Daten ausgewertet und analysiert hat.
Auch finanzielle Sorgen im Familienhaushalt könnten zu einem erhöhten Einsamkeitsgefühl führen: Von den Kindern aus Familien, die sich „notwendige und für den üblichen Lebensstandard charakteristische Ausgaben“ nicht leisten könnten, fühlten sich 29 Prozent mindestens manchmal alleine, hieß es in den Studienergebnissen. Bei Familien ohne materielle Einschränkungen waren es nur 21 Prozent. „Finanzielle Belastungen können die Teilhabemöglichkeiten von Kindern beeinträchtigen und gehen außerdem häufig mit erhöhtem Stress und einem schlechteren Familienklima einher, was das Risiko für Einsamkeit erhöhen kann“, erklärten die Studienautorinnen.
AID:A-Studie befragte über 2.000 Kinder
Im Rahmen des AID:A-Surveys seien im Jahr 2023 den Angaben zufolge 2.158 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren in einem persönlichen, kindgerecht aufbereiteten Interview gefragt worden, wie oft sie sich – auf einer vierstufigen Skala – in der letzten Woche alleine gefühlt hätten. Der DJI-Survey „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten (AID:A)“ erhebt seit 2009 Daten zum Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen sowie zu den Lebenslagen von Erwachsenen und Familien in Deutschland.
Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) mit Sitz in München ist nach eigenen Angaben eines der größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitute Europas. Es untersucht seit 1963 die Lebenslagen von Kindern, Jugendlichen und Familien, berät Bund, Länder sowie Kommunen und liefert Impulse für die Fachpraxis.