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Jeden Tag

Am 8. März ist Weltfrauentag. Seit zwei Jahren ist das in Berlin ein offizieller Feiertag. Religionspädagogin und Vikarin Maike Schöfer aus Potsdam wünscht sich, dass aus Worten und Symbolen endlich Einsatz wird. Auch und besonders in der Kirche

Von Maike Schöfer

Einen Tag im Jahr an Frauen zu denken und ihnen zu danken, wie am Weltfrauentag, reicht nicht aus. Benachteiligung, Sexismus und Diskriminierung erfahren Frauen auch nicht nur einmal im Jahr, sondern ständig. Übrigens auch, und ganz besonders, in Kirche. Viele evangelische Christ*innen antworten dann: „Bei uns gibt es doch schon Pfarrer*innen.“ So als wären in der evangelischen Kirche Feministische Theologie und der Kampf für Gleichberechtigung nicht mehr nötig. Erst seit etwas mehr als 20 Jahren sind in der gesamten EKD Pfarrer*innen formal gleichgestellt, aber vollkommen gleich­berechtigt sind Frauen noch immer nicht. Es gibt Ungleichgewichte in Leitungsämtern, bei der Deutungsmacht, im Akademischen Bereich. Wiederum sind Frauen eher in Ehrenämtern, bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und in Funktionsstellen eingesetzt. Frauen in Kirche, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich, ob Religionslehrerin oder Pfarrerin, werden oft mit veralteten, stereotype Vorurteilen oder Erwartungen konfrontiert. 

Dass ich die Benachteiligung von Frauen in Kirche so deutlich benenne, ruft nicht nur Zustimmung hervor, nein – vor allem online bekomme ich täglich Hassnachrichten, weil ich mich für Frauenrechte einsetze. Aber ich erhalte immer auch genervte Haltungen: „Warum musst du immer über Feminismus reden?“, „Sei doch froh, dass du überhaupt Pfarrerin werden darfst.“ Manchmal wird mir sogar Männerhass unterstellt.

Das Problem ist nicht, dass ich überall Sexismus und Benachteiligung von Frauen in Kirche sehe, sondern dass viele Menschen das nicht sehen, das übersehen und damit auch nicht thematisieren. Feministisch theologische Ansätze wollen nicht Frauen hervorheben, sondern vor allem allen Menschen gleiche Chancen und Voraussetzungen bieten. Mein Einsatz für Frauenrechte bezieht auch Männer mit ein, genauso aber auch die LGBTQIA+ Community. Denn nicht nur Frauen leiden unter der patriarchal gefärbten Kirche. 

Männer, was tut ihr für die Gleichberechtigung? Wir brauchen euch und eure Unterstützung. Nicht nur einmal im Jahr. Sondern jeden Tag. Denn Einsatz für Frauenrechte ist Einsatz für Menschenrechte.