Der Gesundheitszustand von Franziskus ruft auf dem Heimatkontinent des Argentiniers unterschiedliche Reaktionen hervor. Das linke politische Lager ist betroffen. Andere Vertreter wirken eher reserviert.
Während viele Katholiken weltweit um die Gesundheit von Papst Franziskus bangen, gibt es von politischen Funktionsträgern in seiner Heimat unterschiedliche Reaktionen. “In diesen schwierigen Zeiten sind unsere Gedanken und Gebete bei ihm. Wir wünschen ihm eine rasche Genesung”, erklärte Argentiniens Vizepräsidentin Victoria Villarruel. Sie war bisher die einzige Regierungsvertreterin des Landes, die sich zum anhaltenden Klinik-Aufenthalt des Papstes geäußert hat. Präsident Javier Milei hält sich dagegen auffällig bedeckt.
Die Distanz kommt nicht von ungefähr. Den libertären Regierungschef und den Papst trennen tiefe politische Gegensätze. So hatte Franziskus im vergangenen Wahlkampf vor “Rattenfängern” gewarnt, während Milei ihm Nähe zum Sozialismus vorwarf. “Dein Modell ist die Armut”, fasste er die Haltung des Kirchenoberhaupts kritisch zusammen.
Trotzdem gab es vor rund einem Jahr eine herzliche Begegnung der beiden im Vatikan. Danach kühlte das Verhältnis wegen erneuter Kritik aus Rom am liberalen Wirtschaftskurs Mileis wieder merklich wieder ab. Auch den von beiden Seiten avisierten Besuch in Argentinien – es wäre der erste des Papstes in der Heimat seit seiner Wahl 2013 – hat der Vatikan noch nicht bestätigt.
Zwischen Milei und der als betont konservativ geltenden Villarruel gibt es indes immer wieder Reibereien und Rivalitäten, die sich in unterschiedlichen öffentlichen Positionierungen äußern. Ihre einfühlsamen Worte über Franziskus können daher auch als indirekte Spitze gegen den Regierungspartner gewertet werden.
Insgesamt ist jedoch auffällig, dass es vor allem Linkspolitiker aus Lateinamerika sind, die wegen der Erkrankung des Papstes öffentlich ihre Besorgnis kundtun. Das konservative Lager hält sich zurück.
Besorgt sind sowohl die demokratische Linke als auch die Linksdiktaturen des Kontinents. Venezuelas sozialistischer Machthaber Nicolas Maduro ließ Franziskus wissen, er könnte auf das “liebevolle Gebet” des venezolanischen Volkes zählen. Kubas kommunistischer Staatschef Miguel Diaz-Canel ist ebenso “bewegt” angesichts des schlechten Gesundheitszustands des Papstes.
Unmittelbar vor dem Machtwechsel in Washington hatte der Vatikan noch zwischen der Regierung des damaligen Präsidenten Joe Biden und Kuba vermittelt: Havanna lässt Hunderte politische Gefangene frei, die USA nehmen Kuba von der Liste der Terror-Unterstützerstaaten, lautete der Deal. Doch kaum war Donald Trump im Amt, nahm dieser die Entscheidung zurück – und Havanna stoppte die Freilassung der Oppositionellen.
Bei den demokratischen Linken Lateinamerikas ist die Sorge besonders groß. Sie sehen in dem Argentinier Franziskus einen Verbündeten bei der Umsetzung ihrer Agenda. Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum hob die Bedeutung des Papstes “für die ganze Menschheit” hervor und lobte, dass er “kritisch gegenüber dem Neoliberalismus” eingestellt sei. Kolumbiens ebenfalls linksgerichteter Präsident Gustavo Petro sagte über Franziskus: “Ich hoffe, mein Seelenverwandter verlässt uns nicht.”
Im konservativ-rechtspopulistischen Lager herrscht dagegen weitgehende Stille. Hier genießt der Papst wegen seiner wiederholten Kritik am Kapitalismus deutlich weniger Rückhalt. Konservative Politiker wünschen sich von dem 88-Jährigen vor allem eine klare Verurteilung der Linksdiktaturen Kuba, Venezuela und Nicaragua.