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Jahrestagung der Görres-Gesellschaft endet mit Freiheits-Appell

Freiheit als “gesellschaftlichen Auftrag und individuelles Wagnis” sichern – mit diesem Appell ist am Sonntag die 125. Jahrestagung der Görres-Gesellschaft christlich orientierter Wissenschaftler in Tübingen zu Ende gegangen. Das teilte die katholische Deutsche Bischofskonferenz in Bonn mit. Seit Freitag hatten sich 80 Vorträge mit dem Thema Freiheit beschäftigt.

“Gegenwärtig können wir in verschiedenen Weltregionen beobachten, wie Menschen um ihre Freiheit und die ihres Staates kämpfen, oft unter Einsatz ihres Lebens”, betonte der Präsident der Görres-Gesellschaft, Bernd Engler. Das Verständnis von Freiheit sei von zentraler Bedeutung für eine demokratische Gesellschaft.

In seinem Festvortrag erklärte der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof, dass sich die Freiheitsidee an die Gesellschaft, den einzelnen Menschen und den Staat wende. Kirchhof benannte aktuelle “Gefährdungen des freien Informationstausches, des freien Wortes, der Forschung im Sog von Digitalisierung und Finanzierung, der Einbußen von Wettbewerbs- und Vertragsfreiheit”.

Geboten sei eine neue Qualifikation zur Freiheit. “Familien, Schulen, Vereine und Kirchen sind verpflichtet, die Menschen zur Freiheit zu befähigen”, so Kirchhof. “Der Staat muss dann zu neuem Vertrauen in den anständigen Bürger und den ehrbaren Kaufmann zurückfinden und gesetzlich unterscheiden, wann Freiheit Privatheit verlangt, einen rechtlichen Rahmen braucht, durch Finanzanreize gelenkt werden darf oder auf gesetzliche Ausgestaltung angewiesen ist.”

In einem Gottesdienst warb der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, für eine Überwindung von Dialogunwilligkeit und Dialogunfähigkeit. “Als eine Aufgabe der Görres-Gesellschaft betrachte ich, für eine Kultur der Freiheit einzutreten, in der die Freiheit des Denkens, der Theologie, Philosophie und Wissenschaft zur verantworteten Freiheit in der Gestaltung des eigenen Lebens und des Miteinanders führt.”

Die Görres-Gesellschaft wirke im Sinn der Humanität mit, die Dimensionen von Freiheit und Kultur in Gesellschaft und Leben vorkommen zu lassen. “Diese Dimensionen sind meines Erachtens von großer Bedeutung. Darin sehe ich Ihre Aufgabe, in der ich Sie ausdrücklich bestärke”, sagte Fürst.