Artikel teilen:

Islamverbände begrüßen Studie zu Freitagspredigten

Die Predigt gehört zum muslimischen Freitagsgebet. Ein Erlanger Forschungsprojekt stellte nun fest: Die untersuchten Texte großer Moscheeverbände waren alles andere als radikal. Für die Verbände ein wichtiges Signal.

Die beiden Islamverbände Ditib und Milli Görüs zeigen sich erfreut über eine Studie zu den Inhalten der Freitagspredigten in ihren Moscheen. “Freitagspredigten in Ditib-Moscheen sind ein wichtiges Instrument für religiöse Entfaltung und für die Förderung des gesellschaftlichen Friedens”, sagte der Generalsekretär des Ditib-Bundesverbands, Eyüp Kalyon, am Donnerstag in Köln.

Das Projekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) habe festgestellt, dass die untersuchten Freitagspredigten den Gläubigen “die konsequente Ablehnung von Extremen und Gewalt und eine Orientierung an der ‘Gemeinschaft der Mitte’, also der Mäßigung” vermittelten, zitierte Kalyon aus der Studie. “Sie fordern daher nachdrücklich zu rechtstreuem, aktivem Engagement nicht nur für andere Musliminnen und Muslime, sondern für die gesamte Gesellschaft auf.”

Angesichts dieser Feststellung appelliere man an die Medien und Politik, diesen Beitrag stärker zu würdigen, so Kalyon. “Denn das Freitagsgebet ist in der Woche die meistbesuchte Zeit in den Moscheen und bietet somit eine bedeutende Gelegenheit, viele Muslime zu erreichen.”

Ähnlich äußerte sich der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), Ali Mete. “Wissenschaft widerlegt Vorurteile: Nicht die Moscheen, sondern die Debatten über sie sind gefährlich”, so Mete in Köln. Die Untersuchung belege, dass sich die Inhalte überwiegend mit alltagsnahen, moralisch fundierten und konstruktiven Themen befassten – “von Bildung über Umweltschutz bis hin zu Nachbarschaftsethik und sozialem Engagement”. Zudem seien die Predigten der IGMG seit vielen Jahren online abrufbar und transparent.

Auch Mete appellierte an Politik und Medien und mahnte eine differenzierte Debatte an. “Diese Forschungsergebnisse sollten als Grundlage für eine sachliche und differenzierte Diskussion dienen”, betonte der IGMG-Generalsekretär. Wo an Feindbildern festgehalten werde und fundierte Erkenntnisse ignoriert würden, gerate das gesellschaftliche Miteinander unter Druck.

Für die am Mittwoch veröffentlichte Projektstudie “Wechselwirkungen” des Forschungszentrums für Islam und Recht in Europa wurden laut der Universität die teils bis 2005 zurückgehenden online veröffentlichten Predigten der drei großen muslimischen Verbände Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), IGMG und Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) ausgewertet. Sie stünden für rund 1.500 von etwa 2.300 Moscheen und Gebetsräumen hierzulande.