Der Projektleiter der Anlaufstelle Islam und Diversity an der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin, Tugay Sarac, beklagt aggressive Reaktionen bei Workshops an Schulen auf das Thema Queerness. Wenn es etwa um Frauenrechte, Rassismus, Antisemitismus und Salafismus gehe, seien gute Diskussionen möglich, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Freitag): „Aber sobald es um Queerness geht, kippt die Stimmung.“
Mit der Arbeit in den Klassenstufen acht bis 13 an Schulen versuche die Anlaufstelle, zumindest eine gewisse Toleranz für dieses Thema zu schaffen, damit betroffene Personen nicht Mobbing, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt werden. Hauptanliegen der Anlaufstelle sei es, Betroffenen zu helfen. „Viele queere Muslime denken, dass sie die einzigen sind“, erläuterte Sarac. Der Begriff „queer“ wird als Bezeichnung für Menschen verwendet, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intersexuell ansehen.
Sarac erlebt demnach in den entsprechenden Workshops Schüler, die rot anlaufen und ihn anschreien: „Sie sagen, wir machen ihnen die Religion kaputt.“ Religion sei für viele muslimische Kinder in Deutschland das einzige, was Identität stifte. Dabei sei die Stimmung in Brandenburg und Norddeutschland weniger aggressiv als in Berlin, wo es mehr Parallelgesellschaften gebe.
Die 2017 von der Frauenrechtlerin Seyran Ates eröffnete liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ist seit Oktober 2023 aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen. Freitagsgebete sowie Beratungen und Eheschließungen für queere Muslime finden nur nach Anmeldung und unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.