Seitdem Tech-Milliardäre mit der zunehmend autokratischen Trump-Regierung zusammenarbeiten, sind Forderungen nach mehr digitaler Unabhängigkeit omnipräsent. Die Debatte hat auch die Öffentlich-Rechtlichen erreicht.
Die Intendantin von Radio Bremen, Yvette Gerner, fordert mehr digitale Souveränität bei der ARD. Bei der Digitalmesse Republica sagte Gerner am Montag, zwar müsse die ARD auf Plattformen wie Tiktok oder Instagram vertreten sein. Da dort aber nicht redaktionell, sondern kommerziell oder gar politisch entschieden werde, auf welche Inhalte die Aufmerksamkeit der Nutzer gelenkt wird, sei klar: “Unser Content gehört auf unsere eigenen Plattformen”, so Gerner.
Dafür müssten diese Plattformen, etwa die ARD-Mediathek, attraktiver werden, räumte Gerner ein. Gleichzeitig forderte sie aber von der Medienpolitik faire Rahmenbedingungen, mit denen den digitalen Monopolen großer Tech-Konzerte etwas entgegengesetzt und Transparenz im digitalen Raum hergestellt werde. Das gelte vor allem für Künstliche Intelligenz: “KI hat großes Potenzial. Um es nutzen zu können, brauchen wir aber ein eigenes KI-Ökosystem, das transparent und europäisch organisiert ist”, so Gerner. Dafür müsse die ARD eigene Standards setzen, die sich an den eigenen Werten orientieren.
Gerner verwies auf den Public Spaces Incubator; ein internationales Forschungsprojekt, wo ARD, ZDF und öffentlich-rechtliche Anstalten anderer Länder digitale Räume schaffen wollen, die nicht nach kommerziellen Interessen ausgerichtet sind. Derzeit sind neben ARD und ZDF bereits der kanadische öffentlich-rechtliche Rundfunk CBC, die australische ABC sowie aus Europa RTBF (Belgien) und die SRG aus der Schweiz beteiligt. Die Zusammenarbeit im Rahmen der Arbeit an sogenannten Public Social Spaces wurde im Herbst bis Frühjahr 2027 verlängert.
“Mit dem Jugendangebot Funk haben wir schon die Kompetenz, Communitys aufzubauen. Mit dem Public Spaces Incubator wollen wir unsere eigenen digitalen Plattformen jetzt für Interaktionen öffnen”, berichtete Gerner. Das bedeute aber nicht, dass man das Engagement auf den kommerziellen Plattformen zurückfahre: “Das ist kein Entweder – oder, sondern ein Sowohl – als auch.”