Gegen das Vergessen: Sämtliche jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein erhalten Info-Tafeln. Es geht dabei nicht nur um ihre Geschichte.
Alle 22 jüdischen Friedhöfe in Schleswig-Holstein sollen Info-Tafeln über ihre jeweilige Geschichte erhalten. Beteiligt an dem Projekt sind zwölf Studierende der Universität Kiel, wie die Hochschule am Dienstag mitteilte. Es handele sich um ein bundesweit einzigartiges Projekt. Erklärt werde auch die Bedeutung der jüdischen Friedhöfe allgemein und die Verhaltensregeln dort. Erste Beschilderungen seien am Montag auf dem Alten jüdischen Friedhof in Kiel eingeweiht worden.
Die Idee stammt den Angaben zufolge von Helge-Fabien Hertz, der wissenschaftlicher Mitarbeiter am Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Uni Duisburg-Essen und Lehrbeauftragter in Kiel ist. “Das Projekt setzt ein starkes Zeichen für die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens im Stadtbild”, erklärte der Wissenschaftler. Die Friedhöfe böten einen direkten Zugang zur jüdischen Geschichte, Gegenwart und Kultur.
Ähnlich äußerte sich der Beauftragte des Landes für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Gerhard Ulrich: “Jeder dieser Orte erzählt seine eigene Geschichte jüdischen Lebens. Jeder dieser Orte verdient es, gesehen, verstanden und erinnert zu werden.” Mit jeder neuen Infotafel wachse ein landesweites Netzwerk des Gedenkens und der Aufklärung.
Um die Tafeln nicht mit Text zu überfrachten, gebe es zusätzlich einen QR-Code, hieß es. Dieser führe in den meisten Fällen zu den Webseiten der jüdischen Landesverbände mit mehr Informationen.
Beim Projekt haben laut Uni mehrere Institutionen zusammengearbeitet: die jüdischen Gemeinden und deren Landesverbände in Schleswig-Holstein, die Kommunen mit jüdischen Friedhöfen, die Stiftung Diakoniewerk Kropp, das Landesamt für Denkmalpflege, die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, der Landesbeauftragte für politische Bildung, die Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte sowie das Jüdische Museum in Rendsburg. Das Bundesbildungsministerium habe das Vorhaben unterstützt.