Kann ein Projekt, das mit Kindern neu anfangen will, überhaupt zu Ende gehen? Tagtäglich werden Kinder geboren, beginnen ihren Lebensweg in dieser Welt mit ganz vielen Chancen und Möglichkeiten und auch mit ihren Fragen nach Anfang und Ende, Sinn und Ziel, Wert und Grenzen des Lebens. An jedem Tag findet so die Verheißung des Gottes, der sagt „Ich bin da“ und der in Jesus Christus die menschlichen Wege in dieser Welt mitgeht, neue Adressaten.
„Mit Kindern neu anfangen“ – ein von der Evangelischen Kirche von Westfalen im Jahr der Taufe 2006 gestartetes Projekt – hat Erwachsene dazu motiviert, Kinder mit den Augen Gottes neu zu entdecken: Stellt Jesus doch ein Kind in die Mitte und macht es zum Vorbild für die Erwachsenen. Gott selbst wird ein Kind und setzt sich der Macht der Welt aus. Kinder leben vom Vertrauen und finden so Zeiten und Räume, in denen sie ihre Möglichkeiten und Begabungen entfalten können. Kinder sind vollgültige Gemeindeglieder.
Gerade im Blick auf die Kinder fangen auch Erwachsene an, neu ihren Glauben, ihr Vertrauen, ihre Lebenseinstellung und ihre Werte zu bedenken und oft auch bewusster zu leben. So hat der Blick auf die Kinder sogar viele Erwachsene neu anfangen lassen auf ihren Glaubenswegen.
Solche Neuanfänge passen gerade jetzt in die Zeit. Im Jahr des Reformationsjubiläums ist die Kirche Jesu Christi auf dem Weg, sich neu auf ihre Botschaft und ihre Wurzeln zu besinnen. Luthers Aufforderung, täglich in die Taufe zurückzukriechen, wie er es nannte, fordert geradezu eine lebendige Tauferinnerungskultur, für Kinder und für Erwachsene gleichermaßen. Das Gottesgeschenk der Taufe in den verschiedenen Lebenssituationen auszupacken, wie es im Jahr der Taufe immer wieder betont worden ist, bleibt eine beständige Aufgabe. Auch die Unterstützung der Patinnen und Paten bei der Wahrnehmung ihres kirchlichen Amtes ist im Rahmen des Projektes in den Blick gekommen und wirkt weiter.
Eng damit verbunden ist der Blick auf die Lebenssituation der Menschen, die zur christlichen Gemeinschaft gehören. „Mit Kindern neu anfangen“ hat die sozialen Umstände bewusst gemacht, unter denen Kinder aufwachsen. Da das Feiern wesensmäßig zum christlichen Glauben dazugehört, wurden in Kirchenkreisen, Gemeindeverbünden und einzelnen Gemeinden Tauffeste organisiert. So konnten alle diesen besonderen Anlass feiern, ohne durch die häusliche Situation gehindert oder eingeschränkt zu werden. Tragfähige Gemeinschaft wurde erfahrbar.
Besondere Aufmerksamkeit galt auch den verschiedenen Familienkonstellationen. Sie wurden wahrgenommen, ohne dabei eine Wertung zu vollziehen: Einelternfamilie, Patchworkfamilie, Großfamilie, Pflegeeltern, Lebensgemeinschaften, je nach Situation mit vielen oder wenigen Kindern, eng verbunden oder weit verstreut, berufstätig oder zu Hause, wohlhabend oder auf Sozialleistungen angewiesen, die Liste ist noch lange nicht vollständig.
Es zeigte sich, dass schon in der Bibel Belege für ganz verschiedene Familienkonstellationen vorkommen. Sie werden dort selbstverständlich und ohne Wertung beschrieben. So wurden Einstellungen hinterfragt und eine größere Offenheit gelebt, die zukunftweisend ist.
Dabei rückten dann auch die Gottesdienstkultur und die Feier der Sakramente ins Zentrum. Gerade im Hinblick auf die Feier des Heiligen Abendmahls wurde deutlich, dass ein Ausschluss der Kinder dem Evangelium widerspricht. Die Gemeinschaft am Tisch des Herrn herzustellen ist damit nicht nur eine ökumenische Aufgabe, sondern auch eine interne Herausforderung für die evangelische Kirche.
„Mit Kindern neu anfangen“ hat viele Impulse gesetzt. Im Rahmen des Projektes sind Menschen zusammengekommen, die in ganz verschiedenen Bereichen der Kirche tätig sind. Alle haben den Austausch und das Miteinander als Bereicherung erlebt. Generationen sind miteinander ins Gespräch gekommen. Und im Mittelpunkt dieses Austausches stand Gottes Handeln an den Menschen, Gottes Geschenk seiner bedingungslosen Liebe. Das gilt es auch in Zukunft immer wieder neu zu entdecken und weiterzugeben.
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In die Taufe zurückkriechen
Im Jahr der Taufe 2006 startete die Evangelische Kirche von Westfalen das Projekt „gottesgeschenk. Mit Kindern neu anfangen“. Damit gesetzte Impulse strahlen aus. Das Gottesgeschenk auszupacken, bleibt eine beständige Aufgabe
