Claudia Michelsen brilliert in dem unter die Haut gehenden Drama “Im Zweifel” von Filmpreis-Gewinnerin Aelrun Goette als engagierte, liberale Brandenburger Pfarrerin – deren intakte Welt ins Wanken gerät.
In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Die engagierte Pfarrerin Judith (Claudia Michelsen) führt mit ihrem Mann Christoph (Henning Baum) eine glückliche Ehe. Auch der Kontakt zu ihrem 16-jährigen Sohn Paul (Jordan Dwyer) ist gut, obwohl der Teenager heftig pubertiert.
Judith steht als Notfallseelsorgerin auch Unfallopfern und deren Angehörigen bei. Ein schwerer Unfall mit Fahrerflucht bringt jedoch ihr eigenes Leben massiv aus dem Gleichgewicht. Dabei stirbt die 16-jährige Beifahrerin, eine Mitschülerin ihres Sohnes; der junge Mann am Steuer wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.
Das Unglück wühlt die überschaubare Welt schrecklich auf. Nicht nur die Eltern des getöteten Mädchens sind zutiefst erschüttert, auch die Seelsorgerin hat schwer mit sich zu kämpfen. Denn am Unfallort wurde ein schwarzer Kombi gesehen, ein Wagen wie der ihres Ehemannes. Sollte er etwas mit dem Unfall zu tun haben? Oder vielleicht sogar Paul, der sich seit der Unglücksnacht so eigentümlich verhält?
Die nagende Unsicherheit lässt die Pfarrerin nicht mehr los. Dazu kommt eine schwere Entscheidung, ob sie als Bischöfin nach Berlin gehen will, was den familiären Zusammenhalt überdies auf eine harte Probe stellt. Außerdem bringt sie der ermittelnde Kommissar (Thomas Loibl), der auf zurückhaltende Weise mit ihr flirtet, mehr und mehr aus dem Konzept.
Ein tief bewegendes, brillant gespieltes (Fernseh-)Drama von Aelrun Goette aus dem Jahr 2015 über Ernst und Verantwortung der Seelsorge und die schwere Pflicht, Trost zu spenden. Die am Kino orientierte Ästhetik zeichnet es dabei ebenso aus wie seine Weigerung, sich auf einfache Lösungen zu verlassen.
Regisseurin Aelrun Goette schaut hin, wo andere Regisseure abblenden. Sie geht an soziale Brennpunkte und porträtiert Menschen in seelischen Ausnahmezuständen, die Verbrechen auslösen oder von ihnen verursacht wurden. In ihrem Drama “Im Zweifel” löst ein Autounfall mit Todesfolge die inneren Konflikte der Seelsorgerin Judith Ehrmann aus. Die Pfarrerin ist “Im Zweifel” – an sich, ihrer Berufung, an ihrer Familie.
Filmpreisgewinnerin Goette sucht Antworten auf das eigentlich Unbeantwortbare. Unermüdlich fragt sie in ihren filmischen Arbeiten, wie es zu Ereignissen kommt, die niemand versteht. Auch “Im Zweifel” folgt einer Frau, die eine Grenzerfahrung psychisch verarbeiten muss. Die engagierte Pfarrerin Judith Ehrmann ist in ihrer kleinen Brandenburger Gemeinde beliebt. Sie hat eine eigene Rundfunksendung, in der sie über die Werte des Christentums in der heutigen Gesellschaft nachdenkt. Und sie arbeitet als Notfallseelsorgerin, die auch zu Unfällen an der Autobahn gerufen wird, wo sie Verletzten und Sterbenden beisteht.
Für Menschen in Not da zu sein, ist für die liberale Pfarrerin eine Berufung. Daher zögert sie, als Freunde sie auffordern, sich für den Bischofssitz zu bewerben – auch weil dies einen erzkonservativen Kandidaten verhindert. Doch das Amt wäre mit dem Umzug nach Berlin verbunden. Ihr Mann und ihr 17-jähriger Sohn würden ebenso wie sie die sozialen Bindungen verlieren.
Ihre wohlgeordnete Welt gerät nach einem Autounfall ins Wanken, bei dem eine 16-jährige Mitschülerin ihres Sohnes stirbt. Der Tod geht ihr ungewöhnlich nahe, da ihr Sohn gerade selbst für die Fahrerlaubnis lernt. Der Fahrer des Autos, ebenfalls ein Teenager, liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Aber verursacht wurde der Unfall von einer schwarzen Limousine.
Auch Judith Ehrmanns Mann fährt solch einen Wagen. Er hat ihn gerade in die Werkstatt gebracht. Auf einmal scheint alles darauf hinzudeuten, dass ihr Mann in den Unfall verwickelt war und dies nun vertuschen will. Judith beginnt zu zweifeln: an ihrer Familie, sich selbst und an ihrem Beruf. Und dazu kommt noch, dass ihr ein Polizist und Atheist schöne Augen macht.