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Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald finden Natur und Glaube zusammen

Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald treffen Umweltschutz und Glaubensarbeit aufeinander: Im Zentrum steht dabei eine auf 622 Metern Höhe gelegene und von Natur umgebene Kirche. Bald wird ein Jubiläum gefeiert.

Leise plätschert der Hengstbach rund 700 Meter über Normalnull unweit des kleinen Gebirgsdörfchens Muhl aus seiner Quelle. Claus Wettmann, katholischer Pastoralreferent im pastoralen Raum Idar-Oberstein, schaut über seinen Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Dessen Wahrzeichen, die scheue Wildkatze, ist allerdings nicht zu entdecken.

Vor inzwischen zehn Jahren haben das Saarland und Rheinland-Pfalz diesen Park ins Leben gerufen, an Pfingsten soll dieser Anlass gefeiert werden. Geplant sind etwa ein großes Fest am sogenannten Nationalpark-Tor Keltenpark im saarländischen Otzenhausen sowie Feierlichkeiten am Nationalpark-Tor Erbeskopf. Diese und ein weiteres Nationalpark-Tor dienen als Besucherzentren für die Gäste des Parks, der ohne Eintritt frei zugänglich ist.

Die Feier ist noch Zukunftsmusik – an einem sonnigen Frühlingstag ertönt vielstimmiges Vogelzwitschern statt Menschen-Auflauf. Kleine Äste zerbrechen knackend unter den Füßen beim Wandern durch den Wald. “Hier sieht man die Trockenheit der vergangenen Jahre”, sagt Wettmann und deutet auf abgestorbene Fichten. Die meisten davon werden vor Ort belassen, die Natur soll weitestgehend frei von menschlichen Eingriffen bleiben.

Doch der Mensch ist Teil der Umwelt und soll den Nationalpark erleben können. Dafür hat die Nationalparkkirche unter anderem “Wege zur Schöpfung” angelegt. An diesem liegt auch die Quelle des Hengstbachs, der aus dem rheinland-pfälzischen Hunsrück über Nahe und Rhein in die Nordsee fließt. “Es gibt hier die Möglichkeit, frisches Wasser zu schöpfen, um es anschließend in der Kirche als Taufwasser zu verwenden”, heißt es unter der Überschrift “Quell des Lebens” auf einer Infotafel.

Alle zehn Stationen sind mit solchen Tafeln ausgestattet, rund zwei Stunden dauert die Wanderung – etwa neun Kilometer lang ist die Strecke, verteilt auf zwei Schleifen. Ein mit biblischem Bezug versehener Stein liegt im Hengstbach. “Im Frühjahr ist er vom Wasser überspült. Aber in trockener Zeit läuft es durch eine kleine Rinne, die in den Stein eingearbeitet ist”, erklärt der 56-Jährige.

Die Natur verändert sich ständig. Das trifft auch auf einen von der Kirche angelegten Aussichtspunkt zu. “Diese Stelle werden wir wohl verlegen müssen”, sagt Wettmann mit nachdenklichem Gesicht und betrachtet mit Freude den Grund dafür: Junge Tannen haben den Freiraum genutzt und streben nun anstelle der abgestorbenen Fichten in die Höhe, auch wenn die Menschen dann keine Aussicht mehr haben.

Die Initiative “Kirche im Nationalpark” war zunächst ein Projekt des Bistums Trier. Heute wirken mehrere katholische und evangelische Kirchen aus beiden Bundesländern zusammen. Sie möchten Angebote in der historischen Dorfkirche von Muhl und in der sie umgebenen Natur schaffen – für alle Menschen, unabhängig ihrer religiösen Bindung. Und es ist das am höchsten verortete, komplett vom Nationalpark umschlossene Gotteshaus – gelegen auf 622 Metern.

“Ab 9 Uhr ist die Kirche jeden Tag geöffnet”, sagt Pastoralreferent Wettmann. “Per Zeitschaltuhr”. Die umfangreich sanierte Sankt-Josef-Kapelle kommt so kostengünstig ohne Personal aus. Der Innenraum ist mit Bühne und Lichtsystem so ausgestattet, dass auch Veranstaltungen stattfinden können. Unter anderem Yogakurse und Konzerte gibt es hier. Doch wohl die meisten kommen hierher, um Natur zu erleben – nur wenige Kilometer entfernt befindet sich mit dem Gipfel des Erbeskopfs der höchste Punkt in Rheinland-Pfalz.

Nur ein Jahr nach Eröffnung des Nationalparks wurde das Projekt der Nationalparkkirche initiiert. Geschulte Ehrenamtliche bieten unter anderem spirituelle Wanderungen mit unterschiedlichen Themen und Strecken an. Gottesdienste unter freiem Himmel mitten im Nationalpark gehören ebenfalls zum Angebot. Begeistert ist auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD).

“Dass sich mit der Gründung des Nationalparks auch eine ökumenische Initiative mehrerer katholischer und evangelischer Pfarrgemeinden gebildet hat, ist eine Besonderheit”, sagt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er verweist außerdem auf weitere Initiativen etwa zur Umweltbildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen – mit speziellen Angeboten für Kitas und Schulen oder Junior-Ranger-Gruppen.

Auch seine saarländische Amtskollegin Anke Rehlinger (SPD) gibt sich als Fan des Nationalparks zu erkennen. “Raus an die frische Luft und ein bisschen Bewegung: Nichts entspannt mich so, wie in der Natur zu sein und Heimatluft einzuatmen. Sehr gerne auch im Nationalpark Hunsrück-Hochwald”, sagt sie und schränkt ein: “Wenn es zeitlich passt.” Sie sieht den Nationalpark in der Champions League der Schutzgebiete mitspielend.