Artikel teilen:

Im Landtag und in Afrika “Botschafter des Glaubens”

Politik und Kirche haben am Dienstag von dem früheren CDU-Landtagsabgeordneten Rudolf Decker Abschied genommen. In einem Trauergottesdienst in der Stuttgarter Stiftskirche sagte Justizministerin Marion Gentges (CDU) im Namen der Landesregierung, Decker sei ein Botschafter des Glaubens gewesen, der in der Politik seine Bestimmung gefunden habe. Zentrale Motivation für sein Handeln sei die Präambel des Grundgesetzes gewesen, wo an die „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ erinnert wird.

Decker war am 18. Juli im Alter von 90 Jahren gestorben. Er gehörte dem baden-württembergischen Landtag von 1968 bis 1992 für die Wahlkreise Böblingen und Leonberg-Herrenberg an und war der erste umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Gemeinsam mit dem evangelischen Verleger Friedrich Hänssler importierte er Ende der 1970er Jahre aus den USA die Idee, parteiübergreifend Politiker zu sogenannten Gebetsfrühstücken zu versammeln. Dabei treffen sich Parlamentarier zum Hören auf die Bibel und zum Beten des Vaterunser. Regelmäßige Gebetsfrühstücke gibt es heute im Bundestag und in mehreren Landtagen.

Ein weiterer Schwerpunkt Deckers war sein Engagement für Afrika. Der Abgeordnete war mit Präsidenten afrikanischer Staaten persönlich befreundet und schaffte es mehrfach, Menschen aus verfeindeten Nationen an einen Tisch zu bringen. An der Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, mit Burundi eine Partnerschaft einzugehen, war Decker ebenfalls beteiligt. Des Weiteren gehörte Decker zeitweise dem Böblinger Gemeinderat und Kreistag an.

Der ehemalige Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, würdigte Deckers „großes Engagement“ für Völkerverständigung, Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit. Dass der Abgeordnete Parlamentarier zum gemeinsamen Gebet ermutigt habe, sei kein „Weichmacher“ gewesen, um politische Kontroversen zu ersetzen. Stattdessen lehre das Gebet, „Letztes und Vorletztes“ zu unterscheiden und als Mensch einen Beitrag zum Vorletzten zu leisten, sagte July.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Josip Juratovic nannte Decker einen „Mutgeber“, der im Herzen jedes Menschen das Licht gesucht habe. Der CDU-Landtagsabgeordnete Arnulf Freiherr von Eyb erinnerte daran, dass Decker insgesamt 56 Jahre lang im Stuttgarter Landtag ein und aus gegangen sei. „Der Gebetsfrühstückskreis wird bleiben“, kündigte er an.

Markus Decker, Adoptivsohn des Gestorbenen, sagte, dass das Werk seines Vaters für Werte und Völkerverständigung fortgesetzt werden solle. Von seinem Vater habe er gelernt, „was es heißt, im Dienst Gottes zu stehen“. (1777/06.08.2024)