Buße nach dem Endspiel
UK 24/2018, Fußball-Weltmeisterschaft (Seite 9: „Schlechte Torschützen, gute Gastgeber“)
Fußball ist Zeit meines Lebens meine favorisierte, auch aktiv ausgeübte Ballsportart gewesen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich durch Überkommerzialisierung, Korruptionsskandale und Fanrandale eine gewisse Entfremdung eingestellt.
Ich werde das Massenspektakel der WM in Russland natürlich verfolgen, mitfiebern, mir Sorgen um den deutschen Torwart machen, eine perfekte Defensivtaktik entwickeln, mich auf tolle Tore freuen, obwohl eine Fußball-WM ohne Italien gar keine richtige WM sein kann.
Bei Grillbratwurst und Bier lenkt solch ein medial aufgebauschtes Super-Event ab von Dauerproblemen auf unserem Planeten: Flüchtlingselend, Menschenrechtsverletzungen, Umweltkatastophen, Unterdrückung, Not, Elend, usw.usw.
Während dieser euphorischen Zeitspanne lässt sich beim Anblick jubelnder Fans hervorragend verdrängen, dass tagtäglich 25 000 Menschen aufgrund fehlender Nahrung und ungenießbaren Wassers ihr Leben verlieren. Die Lektüre der Psalmen, wo oft von Verantwortung, Mitgefühl, Scham, Schuld und Schande die Rede ist, kann ich ja zur Buße nach dem Endspiel wieder aufnehmen. Michael Hof, Bad Berleburg
Weitere Leserbriefe
Edith Stein zu
Dionysius Areopagita
UK 23/2018, Serie Mystik (Seite 2: „Gott zwischen Sein und Nichtsein“)
Danke für den schönen Artikel über Dionysius Areopagita. Vielleicht wäre folgender Hinweis zur Weiterarbeit sinnvoll: In den gesammelten Werken von Edith Stein, die online abzurufen sind, gibt es im Band 17 eine Einführung zu Dionysius und eine fast vollständige Übersetzung seiner Werke.
Hier ist der Link: http://www.edith-stein-archiv.de/beispielseite/.
Christoph Fleischer, Welver
Willensfreiheit gehört zum Wesen des Menschen
UK 23/2018, Serie Mystik (Seite 2: „Gott zwischen Sein und Nichtsein“)
Vielen Dank für den großartigen Text über die negative Theologe des Dionysius Areopagita. Er hatte entsprechende Vorstellungen des Neuplatonismus seiner Zeit für das Christentum umgeformt. Im Beharren auf dem „sola gratia“ hat Luther diese Theologie harsch verurteilt, wie er auch im Disput mit Erasmus die Humanisten mit seinem Traktat „Se servo arbitio“ vor den Kopf gestoßen hat.
Dionysius betont dagegen: „Zum Wesen des Menschen gehört die Willensfreiheit, die sogar die göttliche Vorsehung achtet, und die den Menschen befähigt, nicht nur vom Urlicht sich abzuwenden, sondern auch sich ihm wieder zuzuwenden.“ Und bestätigend wird die Philosophin Katharina Ceming zitiert: „Wo der Mensch nicht bereit ist, sich innerlich freizumachen, kann die göttliche Gnade gar nicht wirken.“
Da muss auch Evas Übertretung des Verbots, vom Baum der Erkenntnis zu essen, gewürdigt werden. „Ihr werdet sein wie Gott, wissend um gut und böse“, hatte die Schlange versprochen. Durch Evas Tat wurde der Mensch zu einem moralischen Wesen. Und Gott bestätigt vor seinem himmlischen Hofstaat: „Der Mensch ist im Blick auf die Erkenntnis von Gut und Böse wie einer von uns geworden.“
Professor (em.) Dr. Siegfried Katterle, Bielefeld
Keine „Kirchen-Sprache“
UK 24/2018, Andacht (Seite 2: „Übersetz das mal!“)
Mit Erstaunen las ich die Andacht, in der die Autorin das Phänomen der Zungenrede kurzerhand als „Kirchen-Sprache“ übersetzte. Also die Art, wie kirchliche Insider miteinander reden. Nun ist aber Zungenrede eine besondere Gabe, die Einzelne vom Heiligen Geist verliehen bekommen haben, ist ekstatische Rede, die sich in unverständlichen Lauten äußert. Ihr Inhalt ist nach dem 1. Korintherbrief das Mitteilen himmlischer Geheimnisse. Sie ist auch heute ein wesentlicher Bestandteil des Glaubenslebens pfingstlicher Gemeinden.
Mit „Kirchen-Sprache“ hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Das legt die Autorin in den Text hinein. Und auch die „prophetische Rede“ meint nicht einfach, verständlich zu reden. Sondern die Gabe, die Worte der Bibel als Gottes Wort zu erfassen und auszulegen.
Dr. Albrecht Thiel, Castrop-Rauxel
Schlechter Stil
UK 24/2018, Streit um eine vermeintlich antisemitische Publikation (Seite 4: „Zutiefst israelfeindliches Machwerk“)
Der Artikel lässt den angegriffenen Ulrich Duchrow nur in seiner Verteidigung zu Wort kommen (19 von 92 Zeilen), zitiert aber nicht selbst aus seinem Buch, sondern käut nur die von Duchrows Gegnern zusammengetragenen Wortfetzen wieder. Das ist journalistisch schlechter Stil, denn damit verstößt er gegen den Grundsatz: Audiatur et altera pars – man muss beide Seiten hören.
Dr. theol. Martin Breidert, Bad Honnef