Ein 24-jähriger Mann aus Georgien, der in Bielefeld in einem Kirchenasyl gelebt hatte, ist bei einem Aufenthalt außerhalb der Kirche festgenommen und in die Abschiebehaft nach Büren (Kreis Paderborn) gebracht worden. Die Polizei habe den Asylbewerber Ende Mai festgenommen, teilte die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld am Freitag mit. Nach Ansicht der Gemeinde kann der Schutzsuchende nicht abgeschoben werden, weil er an einer schweren psychischen Erkrankung leidet. Ausgelöst sei die Erkrankung durch Gewalterfahrungen in Georgien.
Der junge Mann hatte sich seit März im Kirchenasyl befunden. Ziel war es, ihn vor der drohenden Abschiebung nach Georgien zu schützen und die Klage dagegen vor dem Verwaltungsgericht Minden abzuwarten. Die Reformierte Gemeinde hatte das Kirchenasyl ausgesprochen, das in Räumen der Altstädter Nicolai-Kirchengemeinde mit Unterstützung des Ökumenischen Netzwerks zum Schutz von Flüchtlingen umgesetzt wurde.
Das Kirchenasyl sei der Ausländerbehörde Bielefeld mit Post- und Wohnanschrift gemeldet worden, betonte die Kirchengemeinde. Dennoch stehe im Haftbefehl gegen den 24-Jährigen, dass dieser „untergetaucht“ sei. Ebenso werde eine „Gefährdung für die Sicherheit und Ordnung“ der Bundesrepublik behauptet und auf „eine unzureichende Integration“ verwiesen, hieß es. Nach Ansicht der Stadt hat die Gemeinde gegen die Auflagen des Kirchenasyls verstoßen, weil sich der Flüchtling im Rahmen des Kirchenasyls auch außerhalb der Kirche aufgehalten hatte.
Einsprüche durch die Rechtsanwältin des Mannes und des therapeutischen Teams der Klinik Gilead IV gegen die Abschiebehaft seien abgewiesen worden, betonte die Gemeinde. Ärzte der zu den v. Bodelschwinghschen Stiftungen gehörenden Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie hätten 2023 Suizidabsichten und eine posttraumatische Belastungsstörung bei dem 24-Jährigen diagnostiziert.
Die Anwältin des Flüchtlings klage nun mit einer Beschwerde gegen den Haftbeschluss, zudem solle unter anderem ein Eilantrag gegen die drohende Abschiebung am Verwaltungsgericht Minden gestellt werden, hieß es. Aktuell drohe dem Mann bereits am kommenden Donnerstag die Abschiebung.
Ulrike La Gro vom Ökumenischen Netzwerk zum Schutz von Flüchtlingen kritisierte, dass die Festnahme sich in eine Reihe von Festnahmen von Personen einreihe, die Kirchenasyl gesucht hätten. Statt einer Willkommenskultur herrsche in der Öffentlichkeit mittlerweile oft das Motto „Abschiebung um jeden Preis“.