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“Ich bin durch mit dem Thema”

Der Sonderpädagoge Daniel Magel (42) hat in Bremen das „Hood Training“ gegründet: In Brennpunkten zeigen er und sein wachsendes Team Kindern und Jugendlichen, wie sie mit Sport, Bildung, Kunst und Kultur Frust abbauen und Toleranz lernen können. Ein Konzept, das bundesweit mittlerweile in vielen Städten Kreise zieht. Jetzt geht Magel noch einen Schritt: Seit gut drei Monaten trinkt er selbst keinen Alkohol mehr und will damit Vorbild sein. Mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) spricht er über Filmrisse, den Tod eines Freundes und Wege, wie der Verzicht gelingen kann.

epd: Herr Magel, wann haben Sie zum ersten Mal Alkohol getrunken?

Daniel Magel: Ich komme aus Kasachstan. In meiner Familie und in meinem Umfeld wurde zu allen möglichen Anlässen getrunken. So hatte ich meine erste Begegnung mit dem Alkohol als ich zehn, elf Jahre alt war. Die Jugend habe ich auf Partys verbracht, mit den Boys. Da gab’s mit 16, 17 Jahren Filmrisse und krasse Exzesse. Irgendwann war das dann Standard, weil einfach überall getrunken wurde, die ganze Zeit. Dann später, als Erwachsener gab es als Belohnungsprinzip every day den Rotwein zuhause. Weil das ja normal ist und Rotwein gesund sein soll. Was vollkommener Quatsch ist.

epd: Hat es dann irgendwann den Moment gegeben, wo es Klick gemacht hat und Sie den Schalter umgelegt haben?

Magel: Als ein Freund von mir mit 39 an Leberzirrhose gestorben ist, hat mir das richtig zu denken gegeben. Dann habe ich einfach beschlossen: Weißt du was, entweder jetzt oder nie. Dann habe ich komplett aufgehört. Ich bin durch mit dem Thema. Außerdem mache ich seit dem vergangenen Jahr Suchtprävention an Oberschulen. Da muss ich auch authentisches Vorbild sein.

epd: Und wie bekommt Ihnen das, kein Alkohol mehr?

Magel: Ich bin jetzt seit drei Monaten frei, die sind schon mal safe. Langsam spüre ich, dass ich mehr Power habe. Ich esse auch viel weniger.

epd: Ein endgültiger Schlussstrich?

Magel: Ich wollte erstmal ein Jahr verzichten. Aber ich glaube, ich verzichte für immer. Ich zieh’ das jetzt durch. Es gibt kein Zurück mehr.

epd: Das hört sich nach einer Menge Disziplin an. Was würden Sie Leuten raten, die vielleicht noch zweifeln?

Magel: Sucht euch Ablenkung, sucht euch Alternativen, zum Beispiel Joggen gehen, Sport machen, Sauna machen. Wenn du Rotwein getrunken hast, so ein dickes Glas, dann ist es vorbei mit Joggen oder Sport allgemein. Dann hast du gar kein Bock mehr. Erarbeitet Ziele, reduziert die Menge, geht in Selbsthilfegruppen.

Ich habe damit angefangen, statt einer großen Flasche Wein eine kleine zu kaufen, nur noch 0,2 Liter. Das war dann ein Glas. Dann habe ich mir seltener etwas gekauft, nicht mehr jeden Tag, nur noch alle paar Tage. Und dann kam ich zu dem Punkt: Jetzt ist der richtige Moment, ganz aufzuhören. So war das bei mir persönlich.