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Hormontherapie, um jünger zu wirken? – Experten raten ab

Neun Millionen Frauen sind in Deutschland in den Wechseljahren. Rund drei Viertel von ihnen erleben laut Studien in dieser Zeit Beschwerden. Die Behandlung sollte individuell abgewogen werden, fordern Fachleute.

Die Gabe von Hormonen bei Wechseljahrsbeschwerden sollte nach Einschätzung von Experten individuell abgewogen werden. Ohne entsprechenden Leidensdruck von Patientinnen oder “um jünger zu wirken” könne sie dies nicht empfehlen, sagte Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopausen Gesellschaft (DMG), am Dienstag in Stuttgart. Sie äußerte sich mit Blick auf die Jahrestagung der Fachgesellschaft am Donnerstag in Frankfurt. Bei etwa einem Drittel aller Patientinnen mit Wechseljahrsbeschwerden sei ein Gespräch über die Gabe von Hormonen sinnvoll.

Im Einzelfall müsse abgewogen werden, “wie man einer Frau in dieser Lebensphase am besten helfen kann”, sagte Schaudig. Neben unterstützenden Maßnahmen wie einer Lebensstilveränderung, Yoga oder Achtsamkeitstraining gebe es auch die Möglichkeit, pflanzliche Mittel einzusetzen – etwa Traubensilberkerze gegen übermäßiges Schwitzen.

Wichtig sei, bei der Gabe von Hormonen das individuelle Krebsrisiko zu beachten. “Auch hier müssen Ärztinnen und Ärzte bei Frauen mit hohem Leidensdruck individuell besprechen, ob und welche Faktoren ihr persönliches Brustkrebsrisiko erhöhen könnten, zum Beispiel Alkoholkonsum, wenig körperliche Bewegung, Übergewicht.” Hinzu komme das persönliche familiäre Risiko. Es spreche viel dafür, “dass das Brustkrebsrisiko bei Einsatz von Östrogen in Kombination mit Progesteron oder Dydrogesteron geringer erhöht ist als beim Einsatz der früher vielfach verwendeten Gestagene”, sagte Schaudig.

Weiter forderte die Ärztin ein politisches Konzept für die bessere Versorgung von Frauen in den Wechseljahren. In England gibt es seit 2021 ein Gesetz zur Versorgung von Frauen in dieser Lebensphase.

In Deutschland berieten die Bundestagsabgeordneten erstmals im Oktober ein entsprechendes Konzept. Die Abgeordneten forderten unter anderem, das Thema Wechseljahre in das betriebliche Gesundheitsmanagement aufzunehmen. Laut der Untersuchung “Menosupport” der Berliner Wirtschaftshochschule haben rund 19 Prozent der befragten Frauen darüber nachgedacht, wegen Wechseljahrsbeschwerden früher in den Ruhestand zu gehen.

In Deutschland befinden sich derzeit etwa 9 Millionen Frauen in den Wechseljahren. Diese Phase beginnt meist im Alter von Anfang bis Mitte 40 Jahren, kann jedoch auch früher einsetzen und variiert in ihrer Dauer. Rund 75 Prozent der Frauen erleben während dieser Zeit Beschwerden. Typisch sind zum Beispiel Zyklusunregelmäßigkeiten, Hitzewallungen, Schlafstörungen oder psychische Probleme.