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Homeoffice – So gelingt die Trennung von Arbeit und Privatleben

Wer schon im Pyjama und vor dem Frühstück die ersten E-Mails beantwortet, macht einiges falsch, sagt die Führungskräfte-Coachin Annelen Collatz. Sie gibt Tipps für strukturiertes Remote-Arbeiten.

Seit der Corona-Pandemie gehört das Arbeiten im Homeoffice für viele zur Normalität. Einer Ifo-Studie zufolge hat allein im Februar ein Viertel der Beschäftigten zumindest zeitweise nicht im Büro gearbeitet. Obwohl sich das mobile Arbeiten also längst etabliert hat, sind nicht alle Beschäftigten gut darauf eingestellt. Annelen Collatz, Coachin für Führungskräfte, bespricht mit ihren Klienten und Klientinnen immer wieder, wie diese beim Arbeiten zuhause eine Abgrenzung von Arbeit und Privatleben gestalten können.

Collatz empfiehlt zum einen, die Gestaltung des Arbeitstags im Homeoffice – wenn möglich – dem eigenen Biorhythmus anzupassen. Also je nach Neigung beispielsweise früher oder spät am Morgen zu starten. “Mein Rat ist zudem, sich Zeit für das Frühstück und den Kaffee oder Tee zu nehmen”, sagt Collatz. Wenn der erste Gang im Büro etwa zur Kaffeemaschine führt und man sich ein Wasserglas auf dem Bürotisch bereitstelle, solle man dieses Ritual auch im Homeoffice beibehalten. “So komme ich in den Arbeitsmodus”, erklärt Collatz.

Die Essener Psychologin empfiehlt weiterhin, entweder im Kalender oder anderen digitalen Tools für die Kollegen und Kolleginnen kenntlich zu machen, wann man anfängt zu arbeiten. Hilfreich sei, die Mittagspause ebenfalls einzutragen oder an das Team zu kommunizieren. In Plattformen wie Teams oder Zoom könne man sein Profil auf “Abwesend” oder “Gleich zurück” einstellen. Man solle sich zudem bewusst überlegen, wie man die Pause gestalte: Was isst man, bewegt man sich oder lüftet man zumindest einmal durch?

Um später wirklich Feierabend zu machen, helfe es, sich mit anderen oder mit sich selbst zu verabreden – und sei es nur auf einen Spaziergang. “Die Versuchung ist groß, doch noch schnell eine E-Mail zu beantworten”, so die Psychologin. Es sei aber gerade beim Arbeiten im eigenen Zuhause wichtig, Grenzen zu ziehen.

Die Flexibilität im Homeoffice dürften Arbeitnehmende gleichzeitig ruhig nutzen. “Eine Führungskraft, die ich berate, geht während der Mittagspause etwa einmal die Woche zur Selbstverteidigung und macht dann eine längere Pause”, berichtet sie. Diese Zeit müsse man natürlich nacharbeiten, sagt Collatz, die persönlich die Möglichkeit zum Homeoffice als große Bereicherung für Arbeitnehmende sieht.

Bei der Arbeit am Esstisch oder im Arbeitszimmer macht es laut Collatz zudem einen Unterschied, welche Kleidung man trägt. Zwar müsse man nicht unbedingt das Business-Kostüm anziehen, aber durchaus Kleidung, die signalisiert: Ich arbeite. “Wer schon vor dem ersten Kaffee im Pyjama anfängt und erst am Mittag dazu kommt, sich fertig zu machen, macht etwas falsch.”

Es sei im Interesse der eigenen Gesundheit, darauf zu achten, den Arbeitstag nicht zu entgrenzen, und bestimmte Strukturen einzuhalten. Collatz empfiehlt deshalb auch, nach Feierabend die Kleidung zu wechseln oder als Frau beispielsweise das Make-Up zu entfernen. “Dann gibt es einen handfesten Unterschied zwischen der Person, die gerade noch im Zuhause gearbeitet hat und der Person, die am gleichen Ort nun entspannen kann.”

Apropos entspannen: Aus ihrer Arbeit sind Collatz einige Fälle bekannt, in denen Arbeitnehmer und Führungskräfte bewusst bestimmte Dinge nicht im Homeoffice bearbeiten, weil sie diese nicht zu Hause haben wollen. “Die fahren dann für Telefongespräche, die 45 Minuten dauern, auch schon einmal extra ins Büro”, berichtet Collatz. Ihr zufolge ist das eine kluge Taktik. Denn trotz Homeoffice bleibe das Zuhause ein Zuhause, ein Rückzugsort bestenfalls fern der Arbeit. Zumindest fern der negativen oder unangenehmen Seiten der Arbeit.