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Holocaust-Überlebender gibt Bundesverdienstkreuz definitiv zurück

Der Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg (99) aus dem ostfriesischen Leer wird einem Medienbericht zufolge sein Bundesverdienstkreuz definitiv zurückgeben. Auch ein Anruf von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Montag habe ihn nicht mehr umstimmen können, berichtet das Magazin „Stern“ (Montag/Online). Damit zieht der 99-Jährige die Konsequenzen aus dem Eklat um AfD-Stimmen im Bundestag. Er sei noch immer schockiert, sagte Weinberg dem Magazin am Montag nach dem Telefonat mit Steinmeier.

Ende Januar hatte Union unter anderem mit Stimmen der AfD einen Bundestagsantrag zur Migrationspolitik durchgebracht. Andere Parteien übten daraufhin massive Kritik an dem CDU-Chef und Kanzlerkandidaten Friedrich Merz und warfen ihm vor, die „Brandmauer“ zur AfD zu beschädigen.

Das Gespräch mit dem Bundespräsidenten sei freundlich gewesen, sagte Weinberg dem „Stern“. Steinmeier habe Verständnis für seine Reaktion geäußert, ihn aber gebeten, seine Entscheidung zu überdenken. Es sei eine keine leichte Entscheidung, das Bundesverdienstkreuz zurückzugeben, das eine hohe Ehre für ihn sei. Aber er sei sich und anderen schuldig, an seinem Entschluss festzuhalten, betonte der Holocaust-Überlebende. Er sage bei seinen Besuchen in Schulen immer: „’Macht den Mund auf gegen die rechte Gefahr’. Dann muss ich es auch selbst ein Zeichen setzen.“

Mit Rechtsextremisten arbeite man nicht zusammen, sagte Weinberg weiter. Er habe an seiner eigenen Haut erlebt, wohin das führe. Sein Bundesverdienstkreuz habe er dem Mannheimer Fotografen Luigi Toscani mitgegeben, der sich am Dienstag mit Steinmeier treffen und es ihm überreichen solle. Auch Toscani hatte erklärt, er werde seine Auszeichnung aus Protest gegen die Abstimmung zurückgeben.

Albrecht Weinberg ist als Zeitzeuge vielfach geehrt worden. Er überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Mittelbau-Dora, Bergen-Belsen und mehrere Todesmärsche. Seine jüdische Familie wurde von den Nazis fast vollständig ermordet. 2012 kehrte er zusammen mit seiner Schwester aus den USA zurück in seine ostfriesische Heimat. Seitdem berichtet er vor Schulklassen unermüdlich von den Schrecken des Nationalsozialismus. In seinem Geburtsort Rhauderfehn ist eine Schule nach ihm benannt. Am 7. März wird Weinberg 100 Jahre alt.