Artikel teilen

Holocaust-Gedenken und Demonstrationen gegen Rechtsextremismus

Mit Appellen, die Demokratie vor Angriffen zu verteidigen, ist am Samstag zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz vielerorts an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. In vielen Städten und Gemeinden auch in Ostdeutschland gab es Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.

Bei einem Gedenken in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück im brandenburgischen Fürstenberg (Havel) sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser, an die Menschen zu erinnern, denen Deutsche im Nationalsozialismus Leid und Unrecht angetan haben, sei heute, angesichts der aktuellen Angriffe auf jüdisches Leben, wichtiger denn je.

Das KZ Ravensbrück stehe beispielhaft für eine Maschinerie, die Deutsche erschaffen haben, um Menschenleben zu vernichten, sagte die Bundesinnenministerin. Deshalb sei das „Nie wieder“ keine Floskel, sondern unser aller Auftrag: „Wir müssen uns denen entgegenstellen, die auf Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung setzen.“

In Magdeburg gedachten am Mahnmal für die Sinti und Roma am Fuße des Doms Vertreter aus Politik, Religion und Gesellschaft den Millionen Opfern des NS-Regimes. Das Totengedenken sprach Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU). In Leipzig gab es eine zentrale Gedenkveranstaltung am Denkmal für die Opfer des „Massakers von Abtnaundorf“, an der neben Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) auch der US-Generalkonsul in Leipzig, John Crosby, teilnahmen.

Brandenburgs Kultur- und Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sagte bei einem Gedenken in der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße, sie wünsche sich, dass die Konfrontation mit der Vergangenheit, aber auch mit der Gegenwart dazu führe, Mut und Zivilcourage zu entwickeln und Hass und Hetze nicht machtlos gegenüberzustehen.

Der Berliner evangelische Bischof Christian Stäblein appellierte bei einem Gedenkgottesdienst in der Kaiser-Wilhlem-Gedächtniskirche auch an die Wachsamkeit der Kirchen: „Seid wachsam. Erinnert die Geschichte. Heute, am 27. Januar, halten wir lebendig, was geworden ist an christlich-jüdischem Austausch“, sagte Stäblein. Es gebe unter Christen eine große Sehnsucht nach Versöhnung mit den Opfern des Holocaust: „Und wir sind froh überall, wo es möglich ist und möglich geworden. Aber unser Blick bleibt auch bei dem, was wir verraten, verleugnet, versäumt haben.“

Unterdessen haben in vielen ostdeutschen Kleinstädten und Kommunen wieder Tausende Menschen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Auslöser sind die im Januar bekannt gewordene Deportationspläne eines rechtsextremen Netzwerkes, zu dem auch AfD-Funktionäre gehören. So versammelten sich unter anderem in den sächsischen Städten Bautzen und Plauen jeweils mehr als 1.000 Menschen, in Oranienburg bei Berlin etwa 1.500.

Mit 4.500 Teilnehmenden eine der größten Demonstrationen abseits der ostdeutschen Großstädte fand unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“ am Samstag in Frankfurt (Oder) statt. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus Kommune, Politik, Universität, Unternehmen, Kirchen, Sport und Kultur.