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Historiker warnt vor leichtfertigen Antisemitismus-Vorwürfen

Zwischen Judenhass und Antizionismus liegen Unterschiede, sagt der Leiter der Bildungsstätte Anne Frank. Was er damit meint.

Meron Mendel leitet die Bildungsstätte Anne Frank
Meron Mendel leitet die Bildungsstätte Anne FrankImago / Michael Schick

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, hat dazu aufgefordert, im Umgang mit Kritik an Israel zwischen Judenhass und Antizionismus zu unterscheiden. Einige sähen überall Antisemitismus und andere seien blind dafür oder leugneten ihn, sagte er der „tageszeitung“: „Wir müssen Werkzeuge erarbeiten, um den Antisemitismus – aber auch falsche Antisemitismusvorwürfe – zu entlarven.“

Mendel rief dazu auf, jeweils auf die Begründungen zu achten. Es gebe Formen des Antizionismus, die auch antisemitisch seien. Es gebe ebenso nicht-antisemitischen Antizionismus. Der Historiker verwies in diesem Zusammenhang auf antizionistische Bewegungen in der jüdischen Diaspora. „Ein Großteil der Juden, die außerhalb von Israel leben, sind antizionistisch, und auch ein beträchtlicher Anteil der Juden, die in Israel leben, sind antizionistisch“, sagte Mendel. Es sei falsch, diese Vielfalt an antizionistischen Positionen als judenfeindlich darzustellen.

Verletzte Gefühle

Der Historiker warnte vor, Antisemitismusvorwürfe leichtfertig zu benutzen: „Wir müssen uns mit jedem Vorwurf auseinandersetzen. Was sich antisemitisch anfühlt, muss nicht auch antisemitisch sein.“ Verletzte Gefühle seien „keine Substanz, mit der wir argumentieren können.“

Die Zustände in Israel mit der früheren Apartheid in Südafrika zu vergleichen, sei falsch, erklärte Mendel. Aber nicht jeder, der den Vergleich anstelle, sei antisemitisch. In der Diskussion müssten Argumente und Belege dafür vorgebracht werden, warum dieser Vergleich zwischen Israels Besatzungspolitik und der Apartheidpolitik nicht zutreffend sei.