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Historiker: Gedenkkultur an Warschauer Aufstand fehlt

Einen Mangel der Erinnerung an den Aufstand gegen die Nazi-Besatzer in Warschau vor genau 80 Jahren diagnostiziert der Historiker Felix Ackermann. Und hat einen Vorschlag, wie man dies ändern könnte.

Für die Erinnerung an den Warschauer Aufstand vor 80. Jahren und die damit verbundene Zerstörung Warschaus gibt es aus Sicht des Historikers Felix Ackermann in Berlin nur eine “Leerstelle”. “Auch 2024 wird es in der deutschen Hauptstadt keinen Staatsakt der Erinnerung geben”, schreibt der Professor der Fernuniversität Hagen in einem Gastbeitrag für den Berliner “Tagesspiegel” (Donnerstag). Das politische Berlin sei im Urlaub, so Ackermann. Bei einer Veranstaltung des Deutsch-Polnischen Hauses im Zentrum Berlins nehme der Regierende Bürgermeister nicht teil.

Ackermann, der von 2011 bis 2016 am Deutschen Historischen Institut Warschau arbeitete, schlägt deshalb vor, die Berliner S-Bahnstation “Warschauer Straße” in “Warschauer Aufstand” umzubenennen. “Die Nähe der Warschauer Straße zum nur 83 Kilometer entfernten Polen legt nahe, genau hier ein Zeichen zu setzen, den Aufstand beim Namen zu nennen und in der Berliner Stadtgesellschaft die Erinnerung an den Versuch der Vernichtung einer ganzen europäischen Metropole zu verankern”, so Ackermann. Auch der Aufstand im Warschauer Ghetto vom April 1943 könne auf diese Weise gewürdigt werden.

Am 1. August 1944 hatte in Warschau der Aufstand der Armia Krajowa (Heimatarmee) gegen die deutschen Besatzer begonnen. In den folgenden 63 Tagen kämpften Zehntausende Polen im offenen Widerstand. Viele verloren dabei ihr Leben. Die deutschen Besatzer gingen skrupellos gegen die Warschauer Bevölkerung vor. Über 150.000 Zivilisten wurden ermordet. Deutsche Einheiten zerstörten die polnische Hauptstadt nahezu vollständig. Die verbleibende Bevölkerung floh, wurde vertrieben oder in Lager deportiert.