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Hindernisse für die Ökumene

Der Tübinger Kirchenhistoriker Volker Leppin sieht trotz ökumenischer Ausrichtung der Reformationsfeiern weiterhin große Hindernisse für die Einheit der Kirchen.

Daniel Peter

Tübingen (epd). «Es ist ein Riesenerfolg, dass man 2017 evangelisch und zugleich ökumenisch sein kann», sagte Leppin am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im theologischen Gespräch mit den Katholiken stehe man allerdings «weiterhin an dem Punkt, an dem die Amtsfrage und damit auch die Abendmahlsfrage unüberwindlich scheinen», sagte der evangelische Theologieprofessor.

Am Montag war eine Spitzendelegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), angeführt vom Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm, von Papst Franziskus empfangen worden. Dabei hatten beide Seiten Martin Luther (1483-1546) gewürdigt und zugleich ihre Sehnsucht nach der Überwindung der Kirchenspaltung betont.

Inhalte der Theologie im Mittelpunkt

An den ökumenischen Differenzen muss nach Leppins Ansicht weiter gearbeitet werden. Dabei dürfe das evangelische kirchliche Amt für keinen Zeitpunkt in der Geschichte im Nachhinein als illegitim betrachtet werden, unterstrich Leppin. Zu den zu bearbeitenden Themen gehöre aus evangelischer Sicht auch die Frauenordination.

Positiv äußerte sich Leppin zu den Planungen des Reformationsjubiläum durch die EKD. Zunehmend stünden Inhalte der Theologie im Mittelpunkt. Mit dem Text «Rechtfertigung und Freiheit» habe die EKD noch einmal sehr deutlich gesagt, was evangelisch sei. Marketingprodukte wie die «Luther-Socken» halte er allerdings «nicht für den allerhöchsten Beitrag zum Reformationsjubiläum».

Ob der Reformationstag (31. Oktober) auch nach 2017 bundesweit ein gesetzlicher Feiertag sein sollte, sei für das evangelische und ökumenische Bewusstsein weniger bedeutsam. Wichtig sei, dass an diesem Tag Jahr für Jahr Gottesdienste gefeiert werden, sagte Leppin.

Die evangelische Kirche feiert in diesem Jahr das 500. Reformationsjubiläum. Mit seinem legendären Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther in Wittenberg gegen kirchliche Missstände protestiert. Er löste damit eine Bewegung aus, die zur Spaltung der Kirche in katholisch und evangelisch führte.