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Hilfsorganisation Oxfam droht Entzug von Hilfsgeldern

London/Brüssel – Nach Vorwürfen wegen Sex-Partys einiger Mitarbeiter in Haiti steht die britische Hilfsorganisation Oxfam zunehmend unter Druck. Oxfam habe Warnungen ignoriert, meldete die Londoner „Times“, die zuerst über den Skandal berichtet hatte. Demnach sollen einige wenige der 230 Oxfam-Helfer beim Einsatz nach dem Erdbeben von 2010 Partys mit Prostituierten veranstaltet und Frauen sexuell ausgebeutet haben.
Unterdessen hat die britische stellvertretende Oxfam-Vorstandsvorsitzende Penny Lawrence ihren Rücktritt angekündigt. Als Programmdirektorin zu dieser Zeit sei sie „beschämt, dass dies unter ihrer Aufsicht passiert sei“. Sie übernehme für die Vorgänge die volle Verantwortung, heißt es in einer in London veröffentlichten Stellungnahme.
Bei zwei der beteiligten Mitarbeiter habe die Hilfsorganisation Hinweise auf Fehlverhalten bei einem früheren Einsatz im Tschad gehabt, sie aber dennoch nach Haiti entsandt, berichtete die „Times“. Darunter sei auch der Landesdirektor für Haiti gewesen. Dieser sei zwar zusammen mit einer Handvoll weiteren Mitarbeitern nach einer internen Untersuchung 2011 entlassen worden, der Skandal sei aber unter den Teppich gekehrt worden.
Die britische Entwicklungsministerin Penny Mordaunt warf Oxfam laut dem Sender BBC Versagen in Bezug auf die „moralische Führung“ vor. Sie nannte die Vorkommnisse „einen absoluten Verrat“ an den Haitianern und drohte mit einem Entzug der Regierungszuwendungen. Kritisch äußerte sich auch die EU-Kommission. „Wir erwarten, dass Oxfam die Vorwürfe mit maximaler Transparenz und schnellstens aufklärt“, sagte eine Sprecherin in Brüssel. „Wir sind bereit, die Unterstützung für jeden Partner zu überprüfen und, wenn nötig, einzustellen, der nicht den erforderlichen hohen ethischen Standards entspricht.“epd/UK