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Hessen: Ausbildung in Teilzeit nur bei 0,6 Prozent aller Verträge

In Hessen sind im Jahr 2022 insgesamt 192 Verträge für eine Ausbildung in Teilzeit neu abgeschlossen worden. Dies entspricht einem Anteil von lediglich 0,6 Prozent aller 32.577 Neuabschlüsse von Ausbildungsverträgen, wie aus dem zweiten Bericht zur Teilzeitausbildung in Hessen hervorgeht. Der Bericht zeige, dass „die duale Ausbildung in Teilzeit stagniert und wir weiter dafür werben müssen“, sagte Arbeitsministerin Heike Hofmann (SPD) anlässlich dessen Veröffentlichung am Dienstag in Wiesbaden. Basis des Berichts sind demnach die Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) für das Berichtsjahr 2022.

Wie das Arbeitsministerium weiter mitteilte, lag der Frauenanteil bei Neuabschlüssen in Teilzeit bei 89 Prozent, bei Vollzeitausbildungen seien es hingegen 36 Prozent gewesen. Laut Bericht waren in Hessen im Jahr 2022 Teilzeitausbildungsverträge weiterhin vornehmlich in Berufen verbreitet, die „traditionell von Frauen gewählt werden“. Neuverträge gab es demnach vor allem im Büromanagement, im Bereich Verkauf und zur Ausbildung zum Fachangestellten für (Zahn-)Medizin. Teilzeitauszubildende seien außerdem mehrheitlich älter gewesen: Insgesamt 63 Prozent der Teilzeit-Azubis in Hessen waren 24 Jahre und älter, bei den Azubis in Vollzeit lag der Anteil dieser Altersgruppe bei 13 Prozent.

Tendenziell hätten Teilzeitauszubildende zudem niedrigere Schulabschlüsse aufgewiesen als Vollzeitauszubildende. „Hauptschulabschlüsse sind mit 31,6 Prozent in Hessen bei Teilzeitausbildungen überproportional vertreten. 7,8 Prozent haben keinen Schulabschluss“, so das Ministerium. Einen Realschulabschluss hatten dem Bericht nach 34,4 Prozent derjenigen, die eine Teilzeitausbildung begannen, eine Studienberechtigung konnten 20,3 Prozent vorweisen. Der Anteil an Menschen ohne deutschen Pass war bei Teilzeitausbildungen in Hessen doppelt so hoch wie bei den Vollzeitausbildungen und lag bei 25 Prozent.

Das Modell der Ausbildung in Teilzeit habe dem Arbeitsministerium zufolge unter anderem mit fehlenden Informationen bei Ausbildungsinteressierten, Unternehmen und Ausbildungsberatern zu kämpfen. Der Bericht betone die Notwendigkeit der Förderung der Teilzeitausbildung durch politische Entscheidungsträger und die Wirtschaft, etwa durch eine Erhöhung der Anzahl von Ausbildungsplätzen.

„Eine flexible Ausbildung bietet Menschen mit besonderen Herausforderungen – etwa Eltern oder pflegenden Angehörigen – eine wertvolle Möglichkeit, eine qualifizierte berufliche Ausbildung zu absolvieren, die sich mit ihrer individuellen Lebenssituation vereinbaren lässt“, sagte Hofmann. Sie sei in allen anerkannten dualen Ausbildungsberufen möglich. Teilzeitausbildungen werden, so wie auch Vollzeitausbildungen, dem Bericht nach überwiegend betrieblich finanziert. Der Prüfungserfolg der zur Prüfung gemeldeten Azubis entspreche demjenigen bei den Vollzeitausbildungen.