Wie sehen Muslime ihre bayerische Heimat und wie werden sie gesehen? Darüber wurde am Montag in Nürnberg diskutiert. Laut Herrmann klappt schon vieles gut. Doch eine Journalistin sieht eine Kluft zwischen Reden und Tun.
Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat dafür plädiert, in der Debatte um den Islam in Deutschland nicht immer nur das zu benennen, was nicht funktioniert. “Es gibt Diskriminierung und das ist schlimm, aber wir müssen überlegen, ob wir immer über Defizite und Probleme reden oder auch über das, was gut läuft”, sagte Herrmann am Montag bei einer Tagung in Nürnberg. Es gebe viel Verbesserungsbedarf, man dürfe keine Probleme unter den Teppich kehren. “Aber wir müssen auch darüber reden, was wir an Gutem haben.”
Um ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft zu ermöglichen, brauche es breitere Information, führte der Politiker weiter aus. Viele Menschen hätten keine Ahnung vom Islam. Durch interreligiösen Dialog könnten gegenseitige Akzeptanz und der Respekt voreinander verbessert werden. Wenn man hingegen immer nur betone, dass es etwa Vorurteile gebe, schrecke das ab. Man müsse Leute ermutigen, ihre Chancen wahrzunehmen.
Spiegel-Journalistin Dunja Ramadan warf Herrmann vor, es gebe eine Kluft zwischen dem, was er sage und der Realität der Politik. Sie erinnerte an ein Video des bayerischen Innenministeriums, das im September für Kritik gesorgt hatte. Darin hatte das Ministerium vor Salafismus warnen wollen, viele sahen im Video aber Rassismus und Vorurteile widergespiegelt. Der Clip war kurz nach Veröffentlichung wieder offline gestellt worden, Herrmann hatte sich dafür entschuldigt.
Ramadan sagte, sie wünsche sich, dass Muslimen in der Gesellschaft mit Wertschätzung begegnet werde und sie als Individuen wahrgenommen würden, nicht als Teil einer Gruppe, die sich ständig dafür entschuldigen müsse, dass es im Islam auch radikale Strömungen gebe. Auch Muslime, die selbst oder deren Eltern in Deutschland geboren worden seien, erlebten immer wieder, dass sie als nicht bayerisch oder deutsch wahrgenommen würden. Die Politk müsse aktiver auf Muslime zugehen, damit diese sich wohlfühlten, gerade angesichts der Tatsache, dass antimuslimischer Rassismus zugenommen habe.
Auch in Medien seien Muslime sehr schlecht vertreten, sagte Ramadan. Dabei müssten Medien darauf achten, die Gesellschaft abzubilden, um gesellschaftlich relevant zu bleiben. Sie verwies auf Förderprogramme. Herrmann betonte, in seinem Ministerium gelte das Leistungsprinzip. Allerdings nehme der Anteil von Muslimen und Menschen mit Migrationshintergrund auch dort allmählich zu.
Herrmann äußerten sich bei einer Tagung zum Thema “Muslimisch. Bayerisch. Perspektiven auf Heimat”. Veranstalter waren die Eugen-Biser-Stiftung und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege.