Die sudanesische Darfur-Region steht laut dem Norwegischen Flüchtlingsrat (NRC) an der Schwelle zu einer Hungersnot. „Millionen Menschen leiden direkt oder indirekt unter der Gewalt des Krieges“, sagte der Landesdirektor der Hilfsorganisation, Will Carter, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Region im Westen des Landes sei sowohl von der kommerziellen als auch von der humanitären Versorgung weitgehend abgeschnitten. Die Versorgungslage sei katastrophal, es drohe eine Hungernot.
„Tausende traumatisierte Menschen sind hungrig und verzweifelt, die Region ist isoliert vom Rest des Landes“, sagte Carter nach einem Aufenthalt im Bundesstaat West-Darfur. Ein Fortschritt sei, dass derzeit über die Grenze aus dem Nachbarland Tschad Hilfslieferungen möglich seien. „Es gibt einen Moment der Stabilität“, sagte Carter. Allerdings fehlten noch Gelder, um mehr Nahrungsmittelhilfe zu finanzieren. Das derzeitige Desinteresse westlicher Länder für den Krieg sei unhaltbar.
Im Sudan war Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Seitdem dauert der Krieg in vielen Gebieten des nordostafrikanischen Landes an. Mehr als sieben Millionen Menschen sind auf der Flucht. Der Norwegische Flüchtlingsrat arbeitet mit Bäckereien zusammen, unterstützt sie beim Ausbau der Produktion und subventioniert die Brote. Zudem hilft die Organisation Familien mit Angehörigen mit einer Erkrankung oder einer Behinderung.
Laut Menschenrechtsorganisationen haben die „Rapid Support Forces“ und mit ihr verbündete arabische Milizen auch ethnisch motivierte Gewalt an der schwarzen Bevölkerung in Darfur verübt. Carter sagte: „Man hört schreckliche Geschichten von Gewalt.“ Inzwischen wird die Region zum Großteil von den Paramilitärs kontrolliert. Abgesehen von vereinzelten Luftangriffen gibt es derzeit keine Kämpfe. Der NRC-Landesdirektor hofft deshalb, in den kommenden Monaten mehr Hilfe leisten zu können.