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Hamburger Kunsthalle zeigt die Suche des Künstlers Bas Jan Ader

Vor 50 Jahren ist er bei einer Überquerung des Atlantiks verschwunden, Monate später tauchte sein Segelboot vor der irischen Küste auf. Der niederländische Künstler Bas Jan Ader (1942-1975) selbst blieb verschollen. Jetzt ist sein Werk unter dem Motto „I’m searching“ in der Hamburger Kunsthalle in der Galerie der Gegenwart zu sehen. Es umfasst seine 36 Hauptwerke wie Fotografien, Videos, Dia-Installationen und 16-mm-Filme. Erstmals werden auch Zeichnungen aus seiner Jugendzeit gezeigt. „Monografische Ausstellungen zu Bas Jan Ader sind unglaublich selten. Die Letzte in Deutschland gab es vor 25 Jahren“, erklärte Kuratorin Brigitte Kölle bei der Vorstellung der Schau. Die Ausstellung ist ab Freitag bis zum 24. August zu sehen.

Das Verschwinden des 33-jährigen Künstlers auf dem Atlantik sei von Legenden und Mythen umrahmt. Die Segelfahrt war Teil eines seiner Kunstprojekte, der Trilogie „In search of the miraculous“. Der erste Teil beginnt 1973 mit einer fotografischen Serie im nächtlichen Los Angeles, die in der Galerie der Gegenwart zu sehen ist. Der zweite Teil sollte die alleinige Überquerung des Atlantiks, in seinem vier Meter langen Segelboot „Ocean Wave“ beinhalten. Nach seiner Ankunft sollte eine weitere Fotoserie in Amsterdam entstehen, die aufgrund seines Verschwindens jedoch nie realisiert wurde.

Sein Bruder Erik und seine Ehefrau Mary Sue berichten, dass Bas Jan Aders voller Hoffnung losgefahren sei. „Er hat sich lange auf die Überquerung vorbereitet und war ein erfahrener Segler. Die Überquerung war natürlich gewagt, aber kein Selbstmordunternehmen“, sagte Kölle. Nachdem Aders Segelboot an der irischen Küste gefunden und nach Spanien transportiert wurde, sei auch dieses verschwunden. Einige von Aders Habseligkeiten an Bord gelangten in den Besitz seines Bruders und seiner Witwe. Dazu zählt auch der Sextant, den Bas Jan Ader zur Navigation genutzt hatte. Er ist in der Ausstellung zu sehen.

Außerdem gibt die Kunsthalle Einblicke in das frühe Schaffen von Bas Jan Ader. So werden Zeichnungen und Gemälde gezeigt, die er als Jugendlicher in den Niederlanden angefertigt hatte. Hier seien bereits Motive zu sehen, die sich durch sein Werk ziehen: Boote, Blumen und Fahrräder tauchen immer wieder auf. Das Fahrrad lasse sich in einem seiner späteren und meist bekanntesten Werke wiederfinden: In einem der vier 16-mm-Filme fällt Bas Jan Ader vom Fahrrad in eine Amsterdamer Gracht. Auch die anderen Filme beschäftigen sich mit dem Motiv des Falls. „Es war uns wichtig, die Werke, wenn möglich, im Originalzustand zu zeigen“, erklärte Kölle. Deshalb würden die Filme mit Projektoren und nicht digitalisiert abgespielt.

Ein weiteres bekanntes Werk von Bas Jan Ader ist die Installation „I’m too sad to tell you“. In diesem Video ist der Künstler zu sehen, wie er weint, versucht sich zu fassen und doch wieder in Tränen ausbricht. „Man erfährt nie den Grund für seine Trauer“, sagte wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Kersting. Auch deswegen stelle das Werk einen Moment dar, in dem Bas Jan Ader das Männlichkeitsbild seiner Zeit durchbreche.