Mit einem festlich-adventlichen Gottesdienst sind am Mittwoch die drei neuen Hamburger Kinderbischöfe in ihr Amt eingeführt worden. Marit Sauer, Theo Bunte und Theodor Rühlicke aus dem 6. Jahrgang der evangelischen Wichern-Schule bekamen von Hauptpastor und Propst Martin Vetter in der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern einen Segen bei der feierlichen Überreichung der Bischofsabzeichen. Am Gottesdienst nahmen rund 200 Mitschülerinnen und Mitschüler der 5. und 6. Klassen teil.
Zu den Abzeichen, die den Kinderbischöfen in einer feierlichen Zeremonie von Mitschülern überreicht wurden, zählen Mantel, Mitra, Ring und Stab. Vetter hing jedem ein Kreuz um als Zeichen der Verbundenheit mit dem christlichen Glauben und der Tradition, in der die Kinderbischöfe seit dem Mittelalter stehen. Zu ihrem Gefolge gehörten neben Dienstmägden, Ratsherren, Rittern, Handwerkern und Marktfrauen auch Engel und Teufel. Letztere verdeutlichten, wie sich die Menschen damals Gut und Böse vorgestellt haben, erklärten die Schüler in ihren jeweiligen Rollen.
Dass die Kinderbischöfe seit nunmehr fast 30 Jahren in St. Nikolai am Nikolaustag eingeführt werden, sei kein Zufall, erklärte Propst Vetter: Nikolaus gilt als Schutzpatron vor allem wegen der vielen Geschichten, in denen er Gutes getan hat und die über den echten Nikolaus von Myra (um 270) erzählt wurden. Bereits im Mittelalter haben Schüler der Klosterschulen Kinderbischöfe in Gedenken an ihn entsandt. Von ihm trage die Hauptkirche auch ihren Namen. So sei es Tradition, die Ernennung am Nikolaustag durchzuführen.
Das Thema der Kinderbischöfe in diesem Jahr ist „Gesund leben! Das Recht auf gesundes Aufwachsen für alle Kinder“. Die drei Schüler stehen in ihrem neu erwählten Amt als Botschafter für Kinderrechte ein. „Wie kann es sein, dass so viele Kinder gut aufwachsen können und trotzdem noch so viele andere auf der Welt in einer unguten Umgebung leben?“, war die Frage, mit der sich die drei Kinderbischöfe in ihrer Predigt auseinandersetzten. Zur Einführung nannten sie Sätze, bei denen alle Mitschüler aufstehen sollten, auf die diese zutreffen: „Alle, die schon einmal im Krankenhaus behandelt worden sind“, „alle, die schon einmal jemandem geholfen haben“, gehörten dazu. Ebenso die Frage danach, wer sich mit täglichen Nachrichten auseinandersetze.
In ihrer Predigt nahmen Marit, Theo und Theodor die Wünsche und Vorschläge ihrer Mitschüler auf, mit denen sie sich in ihrem Amt beschäftigen sollen. Dazu gehörten Themen wie sauberes Trinkwasser für Menschen in ärmeren Ländern, Bildung oder eine saubere Umwelt. Sie nahmen aber auch die Situation ihrer Altersgenossen im eigenen Land in den Blick und forderten beispielsweise eine bessere Aufklärung zu Suchtmitteln oder zum Umgang mit Gewalt in Familien. Ihre Ziele seien jetzt, darüber öffentlich zu informieren und Spendenaktionen für Projekte zu starten. An ihre Mitschüler gerichtet, merkten sie aber auch an: „Wir müssen das gemeinsam tun!“
Seit 1994 werden jährlich Schüler der evangelischen Wichern-Schule in der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai als Kinderbischöfe eingeführt. Sie stehen nicht nur als Botschafter, sondern wollen auch Sprachrohr für Kinder in der Metropole sein. Dazu setzen sie sich gemeinsam mit ihren Klassenkameraden für bessere Lebensbedingungen und die Rechte von Kindern in der ganzen Welt ein. Die Tradition der Hamburger Kinderbischöfe geht auf einen mittelalterlichen Brauch zurück, der in ganz Europa verbreitet war. Die ersten Kinderbischöfe gab es im 4. Jahrhundert bereits in Alexandria in Ägypten.