Der Wiederaufbau der Hamburger Bornplatzsynagoge rückt näher. Die Bürgerschaft beschloss am Mittwoch einstimmig einen fraktionsübergreifenden Antrag von SPD, Grünen, CDU und Linken, wonach die Stadt das frühere Synagogen-Gelände der Jüdischen Gemeinde zurückgeben soll. Neben der fraktionslosen FDP-Abgeordneten stimmte auch die AfD für den Antrag.
In diesem wird der rot-grüne Senat zudem ersucht, den von den Nazis auf dem Platz errichteten Hochbunker abreißen zu lassen, die planungsrechtlichen Grundlagen für den Wiederaufbau zu schaffen und entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen.
Die Bornplatzsynagoge solle wieder “ein Wahrzeichen des jüdischen Lebens im Herzen unserer Stadt” werden, heißt es in dem Antrag. Dass dies möglich ist, habe eine im vergangenen Jahr vorgestellte Machbarkeitsstudie gezeigt. Die konkrete bauliche Gestalt sei nun durch einen Architekten-Wettbewerb zu ermitteln.
Die 1906 eröffnete Synagoge am Bornplatz, dem heutigen Joseph-Carlebach-Platz, fasste 1.400 Menschen und war damit das größte jüdische Gotteshaus Norddeutschlands. Bei den November-Pogromen von 1938 wurde der neoromanische Kuppelbau von den Nazis verwüstet. Ein Jahr später zwang die Stadt die Gemeinde, das Grundstück unter Wert zu verkaufen und die Kosten für den Abriss des beschädigten Gebäudes zu tragen.
Als Reaktion auf den Anschlag auf die Synagoge in Halle hatte die Hamburgische Bürgerschaft im Februar 2020 den Wiederaufbau der alten Synagoge beschlossen. Derzeit suchen Forscher auf dem Gelände nach Überresten des Gebäudes. Der Wiederaufbau soll laut Studie kleiner ausfallen, um weitere Räumlichkeiten zu realieiseren, darunter einen Gemeindesaal, einen Ausstellungsort, eine weitere Synagoge für die Reformgemeinde und das jüdische Tauchbad, die Mikwe.
Der Beschluss sei “ein gemeinsames starkes Zeichen aller Demokrat:innen Hamburgs in die Welt”, erklärte die SPD-Fraktion. “Das jüdische Leben und die jüdische Gemeinschaft gehören fest zu Hamburg und zu Deutschland.” Ähnlich äußerten sich CDU, Linksfraktion und Grüne.
Der Grünen-Abgeordnete Peter Zamory, zugleich Mitglied der Jüdischen Gemeinde, sprach von einem historischen Tag: “Wir erhalten heute zurück, was uns gehört hat, gehört und weiter gehören wird.” Die Fraktion begrüßte den parteiübergreifenden Einsatz für den Neubau als wichtiges Signal: “In Zeiten, in denen sich Antisemitismus, Ausgrenzung und totalitäres Denken vielerorts wieder ausbreiten, ist das mehr als ein symbolischer Akt.”
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, Philipp Strichartz, sagte: “Die Nazis wollten alles jüdische Leben unsichtbar machen. Der heutige Tag zeigt, dass Unrecht nicht siegt und das jüdische Hamburg eine Zukunft hat.” Auch der Vorsitzende des Stiftungsrats Bornplatzsynagoge lobte den Beschluss der Bürgerschaft: “Mit dem 27. September 2023 sind wir nicht mehr die Wenigen, die den Raub als falsch empfinden, sondern ganz Hamburg bekennt sich zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge.”