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“Wer Krieg sät, kann keinen Frieden schaffen”

Das Grußwort von Landtagspräsident André Kuper zu Erntedank

„In der Zeit meiner Kindheit waren die Kirchen und Rathäuser unserer Region zum Erntedankfest mit einem Erntekranz geschmückt. Das wohl bekannteste Lied zu diesem Tag stammt von dem Dichter Matthias Claudius. „Wir pflügen und wir streuen…“, beginnt es und knüpft an einen Satz aus dem Alten Testament an: „Was der Mensch sät, das wird er ernten!“, heißt es da. Auch im Judentum und im Islam gibt es Erntefeste.

Ob es an den im Hafen von Odessa lagernden Millionen Tonnen Weizen liegt, die uns das Erntedankfest in diesem Jahr bewusster erleben lassen? Oder an der Frage, wie unser Land mit den gespeicherten Gasvorräten über den Winter kommt? Der Zusammenhang von Saat und Ernte scheint uns jedenfalls bewusster denn je.

Und unsere Fragen gehen weiter: „Pflügen“ wir unsere Erde nur, oder „roden“ und „berauben“ wir sie in weiten Teilen nicht seit langer Zeit? In vielerlei Hinsicht nehmen wir ihr mehr, als wir ihr zurückgeben. Wie lange wird das noch gutgehen?

Der Zusammenhang von Saat und Ernte gilt aber auch in politischer Hinsicht. Das wird uns beim Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine schmerzlich klar: Wer Krieg sät, kann keinen Frieden schaffen. Und hierzulande verbünden sich Verschwörungs- und Untergangspropheten und säen Misstrauen gegen Schutzimpfungen und eine demokratische Politik der Verantwortung. Welche Ernte haben sie im Sinn?

Was setzen wir dem entgegen? Was legen wir in die Herzen unserer Kinder und Mitmenschen? Ich bin überzeugt: Die Demokratie, die Unverfügbarkeit der Menschenrechte und damit am Ende die Freiheit ist die einzige Saat, deren Ernte Frieden und Freundschaft zur Folge hat. Diese Saat darf und wird unser Land niemals wieder verspielen!“