Quito – Nach dem schweren Erdbeben der Stärke 7,8 vom Abend des 16. April (Ortszeit) ist die Zahl der Opfer in Ecuador weiter gestiegen. Es seien 413 Tote registriert worden, erklärte das Sicherheitsministerium am Montagabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Quito. Hunderte wurden nach Regierungsangaben noch vermisst, über 2500 Bewohner der Küstenregion erlitten Verletzungen, mehr als 200 weitere werden den Behörden zufolge noch vermisst. Sie werden unter den Trümmern vermutet. Auch in Deutschland lief die Hilfe für die Opfer an. Bundespräsident Joachim Gauck übermittelte dem Präsidenten Ecuadors, Rafael Correa, sein Beileid.
„Mit großem Entsetzen haben wir die Bilder der Verwüstungen gesehen“, heißt es in dem Kondolenzschreiben. Das Mitgefühl der deutschen Bevölkerung gelte sowohl den Todesopfern der Katastrophe als auch den Verletzten. „Ich wünsche Ihnen und dem ganzen Land viel Kraft bei den noch andauernden Rettungsarbeiten“, erklärte Gauck. Er verwies zugleich auf das Hilfsangebot der EU zum Wiederaufbau des Landes. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ Correa in einem Telegramm die tiefe Bestürzung und Betroffenheit der Bundesregierung übermitteln.
Präsident Correa nannte das Beben die größte Tragödie der vergangenen 67 Jahre. „So groß der Schmerz ist, noch größer ist der gemeinsame Geist unseres Volkes.“ Die Regierung hatte bereits am Tag des Erdbebens den landesweiten Ausnahmezustand verhängt und mobilisierte rund 14 000 Sicherheitskräfte. Zwei mobile Krankenhäuser, mehr als 100 Ärzte und medizinisches Personal wurden in die am stärksten zerstörten Provinzen Manabí und Esmeraldas entsandt, wie die Behörde für Risikomanagement mitteilte. In sechs Provinzen wurde der Notstand ausgerufen.
Das Beben hatte sich am Abend des 16. April (Ortszeit) vor der ecuadorianischen Küste ereignet und gilt als eines der stärksten der vergangenen Jahrzehnte. Es erschütterte auch die Hauptstadt Quito, die rund 170 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, und war in den Nachbarländern Peru und Kolumbien zu spüren. Bis zum Abend des 18. April gab es nach offiziellen Angaben mehr als 300 Nachbeben. Nur das Erdbeben von Ambato 1949 sei schlimmer gewesen, sagte Correa. Damals starben laut Geophysischem Institut mehr als 6000 Menschen.
Unterdessen lief die internationale Hilfe an. Daran beteiligen sich nach Angaben des ecuadorianischen Außenministeriums auch zahlreiche lateinamerikanische Staaten, etwa Peru, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Venezuela, Chile und Bolivien. Die EU stellte rasche finanzielle und technische Hilfe in Aussicht. Unicef begann mit der Verteilung von Wasserreinigungssets in der besonders betroffenen Stadt Pedernales. Nun komme es drauf an, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern. Das Deutsche Rote Kreuz rief zu Spenden auf. Etwa 800 Helfer des Ecuadorianischen Roten Kreuzes seien unermüdlich im Einsatz.
Der Arbeiter-Samariter-Bund in Köln erklärte, Partnerorganisationen verteilten Hilfsgüter vor allem in Esmeraldas. Laut Care brauchen die Menschen vor allem Lebensmittel, Wasser und Unterkünfte. Auch die Ecuadorianer starteten Hilfsaktionen, teils mit großen Schwierigkeiten. Konvois mit Lebensmitteln, Wasser, Kleidung und Medikamenten verließen am Sonntagabend nach dem Beben die Hauptstadt Quito. Zwei Transporte wurden in der Küstenstadt Guayaquil überfallen, wie lokale Medien berichteten. Am Abend des Erdbebens war es in der Großstadt zu Plünderungen gekommen.
Am stärksten betroffen ist die Küstenprovinz Manabí. Die meisten Toten wurden laut Staatsanwaltschaft im Badeort Pedernales registriert, wo auch das Epizentrum lag. Die 40 000-Einwohner-Stadt ist weitgehend zerstört. Tausende Menschen sind obdachlos. Landesweit sind zentrale Straßen beschädigt und gesperrt, was die Versorgung der Verletzten erschwert. Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch unklar.
Ecuador liegt auf dem „Pazifischen Feuerring“. Kontinental- und Ozeanplatten stoßen aufeinander. Erdstöße sind keine Seltenheit. Am Abend des 16. April (Ortszeit) hatte sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte geschoben und das Beben ausgelöst.epd
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Größte Tragödie seit Jahrzehnten
Über 400 Tote und mehr als 2500 Verletzte nach der Naturkatastrophe in Ecuador. Küstenprovinz Manabí am stärksten betroffen. Internationale Hilfe angelaufen

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