Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW nimmt seit der „Correctiv“-Recherche über ein Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam mehr Aufmerksamkeit für das Thema im Arbeitsalltag wahr. „In den letzten Wochen haben alle Teams in NRW einen massiven Anstieg von Beratungsanfragen verzeichnet“, sagte der Münsteraner Berater Michael Sturm am Mittwoch mit Blick auf das 15-jährige Bestehen der NRW-Beratung. „Eine erfreuliche Entwicklung, die zeigt, dass die seit vielen Jahren konstante und verlässliche Beratungs- und Unterstützungsarbeit wahr- und angenommen wird.“
„Die extreme Rechte war im Anfang noch ganz anders strukturiert als heute“, stellte Sturm fest, der seit der Gründung im Jahr 2008 als Berater in Münster tätig ist. „Die NPD und die rechtspopulistische pro NRW waren zwar sehr aktiv und gewaltbereit, aber hatten nicht annähernd den Einfluss wie die AfD heute.“ Anfangs sei die Gefahr von rechts weitgehend unterschätzt worden. „Inzwischen hat auch die Landesregierung eine andere Haltung eingenommen“, sagte Sturm. Die zugespitzte Debatte über die Migrationspolitik und anschließend die Verschwörungsideologen zu Corona hätten sogar im ländlichen Raum Gegenbewegungen hervorgerufen.
Seither sei die Bedeutung des Mobilen Beratung gestiegen, ergänzte Kathalena Essers. Auf Anforderung besucht sie Schulen, Vereine und Verwaltungen im Regierungsbezirk Münster und berät in akuten Krisen, bei Fragen oder Unsicherheiten. Im Gespräch mit den Ratsuchenden entwickelt sie Strategien zum Umgang mit extrem rechter Agitation und Rassismus.
Der Kampf gegen die Normalisierung rechtsextremer Einstellungen und Verhaltensweisen muss den Verantwortlichen zufolge als eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung verstanden werden. Die Mobile Beratung begrüßte daher auch die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Auslöser der seit Wochen anhaltenden Protestwelle gegen Rechtsextremismus war ein Treffen von AfD-Vertretern mit Rechtsextremisten Ende November in Potsdam. Dabei wurde nach Recherchen des Netzwerks „Correctiv“ über eine massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland gesprochen.
„Die Millionen von Menschen, die sich in den letzten Wochen auf der Straße positioniert haben, zeigen, dass es einen großen gesellschaftlichen Konsens gegen Rechtsextremismus in den Parlamenten und auf der Straße gibt“, sagte Fachreferent Dario Schach. „Umso wichtiger ist eine dauerhafte und verlässliche politische und finanzielle Rückendeckung für die Mobile Beratung, die gerade diejenigen unterstützt, die sich gegen rechts engagieren wollen, aber unsicher sind, wie sie das konkret machen können.“