Die Saarbrücker Fotografin Ingeborg Knigge setzt ab Samstag in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums ihr Werk in den Dialog mit Sammlungsstücken aus anderen Museen. Die bis zum 16. März laufende Schau bildet den Auftakt der Ausstellungsreihe „Bienvenue dans le voisinage“ („Willkommen in der Nachbarschaft“), wie die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz am Donnerstag mitteilte. Ziel sei es, den Austausch der Kunstinstitutionen in Saarbrücken, Luxemburg und Lothringen zu stärkeren und ihre Sammlungen einer transnationalen Sichtbarkeit zu öffnen.
Als Gast-Kuratorin hat Knigge ihre Tagebuchserie „Have you done your duty“ („Hast du deine Pflicht erfüllt“) für den Dialog ausgewählt. Am 22. April 1991 gestartet, dokumentiere sie darin täglich ein Ergebnis erledigter Hausarbeiten. „Knigge komponiert ihre Aufnahmen sehr sorgfältig und in dokumentarischer Sachlichkeit“, erklärte die Stiftung. „Die Tätigkeiten rund um das Säubern, Pflegen, Ausbessern und Reparieren gewinnen in diesen Bildern eine ungekannte Präsenz und Monumentalität.“
Als Dialogpartner hat die 1955 geborene Künstlerin unter anderem zwei Selbstbildnisse des Malers Émile Friant aus dem Musée des Beaux-Arts im französischen Nancy ausgewählt. Das eine Gemälde aus dem Jahr 1887 zeige Friant mit dem Pinsel in der linken Hand, in dem anderen aus dem Jahr 1895 halte er ihn in der rechten Hand. Knigge geht davon aus, dass der Künstler sich erst mithilfe eines Spiegels malte und später darauf verzichtete. Sie selbst kenne diese Spiegelungen, wenn sie glänzende Oberflächen fotografiere und dann seitenverkehrt selbst im Bild erscheine, hieß es.
Aus dem Museum für zeitgenössische Kunst in Luxemburg (Mudam) kommt das Werk „14 ways of replacing a table leg“ („14 Wege ein Tischbein zu ersetzen“) aus der Serie „The poetics of Miss Understanding“ („Die Poetik von Miss Verständnis“) der portugiesischen Künstlerin Ana Rita António. Ihr gehe es um schöpferische Prozesse, die von einem Mangel herrührten – in diesem Fall ein fehlendes Tischbein. „Waghalsige Vorschläge zur Mängelbeseitigung werden fotografiert“, erklärte die Stiftung. „Der Bezug zu den Arbeiten Ingeborg Knigges liegt auf der Hand, rühren doch auch all die dargestellten Reparaturen in Knigges Duties von Mängeln her, die Maßnahmen fordern, um den Gebrauch der fotografierten Dinge wieder zu gewährleisten.“
Gastkuratorin Knigge wählte aus der Sammlung der Modernen Galerie wiederum das Gemälde „22.1.1961, New York Park Avenue South 333, 22-07-23.25 h“ von K.R.H. Sonderborg aus. In dem Gemälde habe er wie ein Jazz-Musiker improvisierend auf seine Eindrücke 1961 in New York reagiert. Knigge interessiere sich für die rhythmischen Strukturen des Bildes. „Man erkennt Ähnliches auch in vielen ihrer Fotografien, etwa wenn in Nahaufnahmen noppige Gewebestrukturen hervortreten“, erläuterte die Stiftung. „Eine weitere Beziehung zur Fotografie besteht darin, dass Sonderborg als Bildträger für sein Werk Fotokarton wählte.“