Antike Statuen von Gottheiten, Ritualobjekte aus dem Kongo und die Nachbildung einer berühmten Totenmaske: Die Ausstellung „Körper. Kult. Religion. Perspektiven von der Antike bis zur Gegenwart“ in Münster präsentiert nicht nur Kultobjekte. Die Schau im Archäologischen Museum und im Bibelmuseum, die am Freitagabend eröffnet wird, geht auch der Beziehung zwischen Religion, Kult und Körper nach.
„Religiöse Vorstellungen von Menschen, Göttern und jenseitigen Welten spiegeln sich im Umgang mit dem menschlichen Körper quer durch die Epochen und Kulturen“, erklärt die Ägyptologin Angelika Lohwasser, die die Ausstellung zusammen mit dem Archäologen Achim Lichtenberger und dem Theologen Holger Strutwolf eingerichtet hat.
Zu den knapp 200 Exponaten gehören bedeutende Leihgaben unter anderem aus dem Louvre, den Staatlichen Museen zu Berlin und dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Die Schau ist Teil des Themenjahres „Körper und Religion“ des Exzellenzclusters Religion und Politik der Universität Münster.
Im Archäologischen Museum geht es um die körperliche Darstellung des Göttlichen, um Geschlechterrollen, um religiöse Heilungsrituale und um den Umgang mit dem toten Körper in vergangenen und gegenwärtigen Religionen. Das Bibelmuseum legt den Schwerpunkt auf Initiationsrituale, Reinigungsriten und das Verhältnis von Körper und Seele in den verschiedenen Weltanschauungen. „Körper und Seele werden als Einheit verstanden, können aber auch getrennt werden“, erklärt Strutwolf und verweist auf den Traum als eine Form der Entkörperung.
Die Ausstellung zeigt das Foto einer „Filha de santo“ („Tochter des Heiligen“). Die Frau befindet sich in Trance und symbolisiert in der brasilianischen Religion Candomblé die Aktivierung einer Gottheit, von der ein Teil dauerhaft im Körper des Menschen vorhanden sein soll.
Geschlechterrollen finden sich in so gut wie allen Religionen, wie die Ausstellung zeigt. Mitunter wird die Geschlechterpolarität symbolisch gedeutet und der Frau transzendente Weisheit und dem Mann deren praktische Umsetzung zugeordnet. Auch gibt es eine Verschmelzung der Geschlechter wie bei dem Gott Hermaphroditos, der in der Ausstellung als Statuette mit Penis und Brüsten zu sehen ist. Für die Verflechtung von Menschlichem und Göttlichem steht Ahmes-Nefertari, die im alten Ägypten als Begründerin des Priesteramtes der Gottesgemahlin gilt.
Die Schau präsentiert auch rituelle Hilfsmittel für die Heilung von Kranken. Ein solches ist der Nagelfetisch aus dem Kongo – eine mit Nägeln gespickte Holzfigur, die übernatürliche Kräfte aktivieren soll. Präsentiert wird auch eine Nachbildung der berühmten Totenmaske der Unbekannten aus der Seine. Der Leichenbeschauer soll sie angefertigt haben, weil er von der Schönheit der Verstorbenen beeindruckt war.
Im Themenbereich „Reinigungsrituale“ ist unter anderem eine silberne Levitenkanne zu sehen, mit der die Leviten den Priestern die Hände wuschen, bevor diese der Gemeinde den Segen erteilten. Ein solches Ritual wird bis heute im Judentum praktiziert. Initiationsriten wie die Taufe zeigt eine Ikone aus dem 18. Jahrhundert mit der Taufe von Jesus im Jordan durch Johannes den Täufer. Eine ägyptische Holzfigur aus der Zeit um 300 v. Chr. stellt einen sogenannten Ba-Vogel dar: die Visualisierung einer Seele, die sich nach dem Tod des Körpers frei bewegen, aber auch in den Körper zurückkehren konnte.
Das Themenjahr „Körper und Religion“ stellt mit der Ausstellung und einem Programm aus Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Filmen, Führungen, Lesungen und Gesprächen aktuelle Forschungen des Exzellenzclusters vor. Nach der Eröffnung am Freitagabend (25. Oktober) ist die Ausstellung bis zum 26. Februar 2025 zu sehen.