Münster – In seiner Abschiedsvorlesung hat der Direktor des Seminars für Reformierte Theologie an der Universität Münster, Michael Beintker, dazu aufgerufen, sich Zeit für Gott zu nehmen und im persönlichen Tagesablauf Räume für das Gebet, die persönliche Bibellektüre, die Meditation und vor allem den Gottesdienst zu öffnen. Besonders Kirchenlieder seien Liebeserklärungen an Gott. „Am besten aber preist man ihn mit seinem Leib, indem man der Liebe Raum gibt und sein Leben nach den Geboten Gottes ausrichtet“, hob der aus dem Amt scheidende Professor für Systematische Theologie hervor. Beintker wurde nach seinem insgesamt 100. Semester an der Universität und fast 30 Jahre nach Aufnahme seiner Lehrtätigkeit von zahlreichen Mitarbeitern, Kollegen, Freunden und Studenten in der Aula des Schlosses von Münster verabschiedet.
Ein Mensch mit Herzensbildung
Ausführlich ging Beintker in seiner letzten Vorlesung der Frage nach, ob man Gott lieben müsse und wie das gehen könne. Er nahm das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe unter die Lupe. Während das Gebot der Nächstenliebe in der Theologie ausführlich thematisiert werde, sei das Gebot der Gottesliebe dagegen oft in den Schatten geraten, kritisierte der scheidende Theologe. „Gott leidenschaftlich und voller Temperament zu lieben – vielleicht ist das für Ethiker und Dogmatiker eher bedrohlich“, fügte er schmunzelnd hinzu. Mit dem Satz „Gott ist die Liebe“ aus dem ersten Johannes-Brief werde die eigentliche Ursprungsmacht allen Liebens bezeichnet. „Gott will nicht für sich bleiben, sondern aus sich herausgehen. Gott ist auf Gemeinschaft ausgerichtet.“
Der Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Hermut Löhr, erinnerte daran, dass Beintker an der Universität Jena studiert und an der Universität von Halle/Saale doziert hatte, bevor er nach Münster kam. In vielen Ausschüssen und Kommissionen, unter anderem bei der Union Evangelischer Kirchen, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, deren Präsident Beintker viele Jahre lang war, habe er sich sehr engagiert. Löhr bescheinigte seinem Kollegen, „Menschenfreundlichkeit, Herzensbildung, Sinn für Humor und Freude am Austausch mit den Studenten“. fel