In Göttingen ist am Dienstag eine Gedenktafel zu Ehren der Kirchenhistorikerin Hildegard Schaeder (1902 – 1984) enthüllt worden. Sie werde aufgrund ihres Engagements für verfolgte Juden und ihrer wissenschaftlichen Leistungen geehrt, teilte die Stadt Göttingen mit. Die Tafel hängt an Schaeders früherem Wohnhaus im Göttinger Ostviertel.
Nach ihrem Studium in Breslau und Hamburg arbeitete Schaeder von 1935 bis 1943 als wissenschaftliche Referentin im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Bereits seit 1934 Mitglied der Bekennenden Kirche, engagierte sie sich ab 1935 in der Jesus-Christus-Gemeinde von Pfarrer Martin Niemöller und studierte an der auf dessen Initiative gegründeten und nach dem Verbot illegal weitergeführten Kirchlichen Hochschule für reformatorische Theologie.
Im Rahmen der Gemeindearbeit betreute Schaeder zunächst „nichtarische“ Christen, später auch deutsch-jüdische Deportierte in Polen und vermutlich auch untergetauchte Juden in Berlin. Infolge einer Denunziation wurde Hildegard Schaeder im September 1943 wegen „Begünstigung flüchtiger Juden“ inhaftiert, im Frühjahr 1944 als politischer Häftling in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt und dort 1945 befreit. Im November 1945 kam Schaeder nach Göttingen und leitete dort die ostkirchliche Arbeitsgemeinschaft an der Universität.
1949 zog sie nach Frankfurt, wo sie bis 1970 als Referentin für die Orthodoxen Kirchen des Ostens tätig war. Zudem lehrte sie dort von 1965 bis 1978 als Honorarprofessorin für die Geschichte der Ostkirchen an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Hildegard Schaeder starb am 11. April 1984 in Freiburg im Breisgau.
Schaeder erhielt 1978 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und wurde im April 2000 posthum von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet. In Frankfurt wurde eine Straße nach ihr benannt.