Artikel teilen mit:

Gewaltopfer können Beweise vertraulich sichern lassen

Thüringen startet im Dezember die sogenannte Vertrauliche Spurensicherung am Universitätsklinikum Jena. Betroffene von sexualisierter und häuslicher Gewalt könnten kostenfrei und anonym Beweise sichern lassen, ohne sofort Anzeige erstatten zu müssen, teilte das Sozialministerium am Montag in Erfurt mit. Thüringen sei das einzige Bundesland, in dem es bislang noch kein entsprechendes Angebot gegeben habe.

Die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler betonte, das Angebot könne den betroffenen Menschen helfen, das Erlebte zu verarbeiten und ermögliche die Verfolgung der Verantwortlichen auch noch nach vielen Monaten. Damit erhielten die Betroffenen ein großes Stück Handlungsfreiheit zurück.

Bei der Vertraulichen Spurensicherung werden die Betroffenen nach einer Gewalttat untersucht. Es werden Proben genommen, dokumentiert und für mindestens drei Jahre aufbewahrt. In diesem Zeitraum können die Betroffenen Strafanzeige erstatten. Die Spuren liegen dann gerichtsfest vor und können nicht von einem Richter oder einem gegnerischen Anwalt für ungültig erklärt werden.

Grundsätzlich rät Ohler jedoch, möglichst bald nach den Taten Strafanzeige zu erstatten. Wer schneller angezeigt werde, habe weniger Zeit, neue Gewalttaten zu begehen.

Im Jahr 2023 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik deutschlandweit 52.330 Frauen Opfer von Sexualstraftaten. Die Opfer häuslicher Gewalt stiegen sogar auf 180.175 an. Zudem wurde in 938 Fällen versucht, Mädchen oder Frauen zu ermorden. In 360 Fällen wurde die Tat vollendet. Allein in Thüringen gab es 2023 mehr als 6.500 Fälle von häuslicher Gewalt.