UK 42, Gesellschaftspolitik (Seite 1: Leitartikel „Der garstige Graben“; Sonderseiten „Eins* – Frauen. Männer. Perspektiven“, Seite 1: „Vielfalt als Verlust?“)
Wer viel in der Welt herumgekommen ist und Gottesdienste evangelischer Kirchengemeinden etwa in Namibia, Tansania oder Südamerika besucht hat und zum Beispiel Zugang zu Publikationen der protestantischen Kirchen Chinas (mit inzwischen fast 80 Millionen Mitgliedern) hat, wer aufmerksam die Reaktionen des katholischen Episkopats weltweit verfolgt, der muss sich doch fragen, auf welchem Stern leben die Autoren oben genannter Beiträge und mit ihnen Teile der EKD?
Auch werden inzwischen von der Weltkirche der Orthodoxie im Verbund mit den uns bekannten Ostkirchen die gesellschaftspolitischen Ambitionen der evangelischen Kirchen Nordwesteuropas und Nordamerikas (zuletzt die „Ehe für alle“) sowie deren Vorstellungen zum Feminismus und der Genderpolitik als besonders relevante Argumente gegen eine Zusammenarbeit auf theologischer Ebene genannt. Auffällig häufig nennen auch evangelische Wähler, die sich von den klassischen Parteien – insbesondere der CDU – abgewandt und der AfD zugewandt haben, solche Argumente. Warum ist wohl die Austrittsquote evangelischer Christen aus ihrer Kirche in Deutschland fast doppelt so hoch wie die entsprechende Quote bei den katholischen Mitchristen?!
Mir kommen diese Ambitionen der evangelischen Kirche inzwischen fast zwanghaft vor, eine Legitimität, die aus dem Evangelium begründbar wäre, habe ich bis dato nicht vernehmen können.
Dr. med. Gerhard Gräwe, Unna