Am Wochenende ging die Weltsynode der katholischen Kirche in Rom zu Ende. Bischöfe und Laien äußern sich unterschiedlich zu den Ergebnissen. Es gibt Würdigungen, aber auch handfeste Kritik an den Beschlüssen.
Die Beschlüsse der Weltsynode in Rom sind in Deutschland auf gemischte Reaktionen gestoßen. “Ich finde, das Ganze ist noch etwas zaghaft, aber es ist ein Anfang, der nachhaltig sein wird und der nicht mehr zurückgenommen werden kann”, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, am Sonntag in Rom nach dem Ende der größten Beratungsrunde der katholischen Kirche seit Jahrzehnten. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) würdigte die Weltsynode, sieht aber auch Mängel. Aus Sicht von Missbrauchsbetroffenen bleiben die Ergebnisse weit hinter dem zurück, was als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal notwendig wäre.
Mit einer Papstmesse im Petersdom endete am Sonntag die Schlussphase des mehrjährigen Beratungsprozesses. Vorausgegangen waren Konferenzen auf lokaler, kontinentaler und globaler Ebene sowie weltweite Befragungen in den Ortskirchen. Bei den Beratungen waren erstmals Laien, darunter auch Frauen, mit Rede- und Stimmrecht beteiligt. Die katholische Kirche in Deutschland vertraten neben Bätzing (Limburg) die Bischöfe Felix Genn (Münster), Stefan Oster (Passau), Bertram Meier (Augsburg) und Franz-Josef Overbeck (Essen).
Die Weltsynode hatte unter anderem beschlossen, die Frage des Frauendiakonats offenzuhalten. Bätzing bezeichnete dieses Ergebnis als wichtig, aber nicht ausreichend. Die Entscheidung empfinde er als zaghaft. Immerhin sei aber dieser entscheidende Satz aufgenommen worden. “Das ist das, was wir erbeten haben.”
Für die von der Weltsynode geforderte stärkere Beteiligung sogenannter Laien, also nicht geweihter Personen, zeigte sich Bätzing auch in der Bischofskonferenz offen. Eine mögliche Beteiligung von Nicht-Bischöfen wolle man prüfen: “Bleiben wir unter uns oder öffnen wir zumindest für einen Gaststatus mit Rederecht auch die Bischofskonferenz für Gläubige aus unserem Land?” Insgesamt sei die “Roadmap” für eine synodalere katholische Kirche geschrieben worden und müsse nun rechtlich in Strukturen gefasst werden.
Für einen konstanten synodalen “Lebensstil der Kirche” müssen laut Weltkirchenbischof Meier nun einige Hausaufgaben erledigt werden. Bischof Oster betonte bei dem gemeinsamen Pressestatement in Rom hingegen, das Abschlussdokument sei “interpretationsoffen”. Dass der Papst das Dokument sofort veröffentlicht habe, mache den Umgang damit “richtig schwierig”.
Die Zustimmung des Papstes zum Abschlussdokument ist aus Sicht von ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp eine “kleine Sensation”. “Deutlich zu erkennen ist aber nach wie vor, dass auch diese Weltsynode eine Bischofssynode war.” Die Beteiligung von Laien habe die Gesprächskultur verändert. “Aber sie ging nicht so weit, aus der unveräußerlichen Würde jedes Menschen auch eine konsequente Gleichrangigkeit der Geschlechter abzuleiten.”
Die Gruppe “Wir sind Kirche” sieht zwar eine “kirchengeschichtliche Wende”. Allerdings sei es nicht gelungen, einen “eindeutigen Widerspruch zwischen der urchristlichen Botschaft von der Gleichheit aller Gläubigen” und einer “dogmatisch verfestigten kirchlichen Machtstruktur” aufzulösen. Ab jetzt müssten das Kirchenvolk auf den jeweiligen Ebenen in alle wesentlichen Entscheidungen verantwortlich eingebunden und Missbrauchsaufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt überall zur Chefsache gemacht werden.
Die Initiative von Missbrauchsbetroffenen “Eckiger Tisch” beklagte, dass keineswegs die Opfer ins Zentrum des Prozesses gestellt worden seien. “Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen weiter sichtbar werden, sich vernetzen und den Druck auf die Kirche aufrechterhalten und noch erhöhen.” Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) kritisierte unter anderem, dass an den Beratungen der Weltsynode kaum junge Menschen direkt teilgenommen hätten.