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Geistliche Begleitung: Lebensgespräch mit Gott

Geistliche Begleitung ist ein Angebot der Kirchen. Es richtet sich an Menschen, die den eigenen Glauben vertiefen und mehr Kraft aus der Spiritualität ziehen möchten.

Im Rahmen einer geistlichen Begleitung kann auch eine Kerze angezündet werden
Im Rahmen einer geistlichen Begleitung kann auch eine Kerze angezündet werdenImago / Funke Foto Services

Lebensberatung, Coaching und Supervision sind gerade in unsicheren Zeiten sehr gefragt. Wer jemanden sucht, wird im Internet schnell fündig. Wenig bekannt ist, dass auch die Kirche ein ähnliches Angebot hat: Es nennt sich Geistliche Begleitung. Das ist eine vertiefende Einzelseelsorge, bei der das Leben unter spirituellen Gesichtspunkten betrachtet wird.

Geistliche Begleitung richtet sich an alle, die ihre Gottesbeziehung vertiefen und mehr Kraft aus ihrer Spiritualität ziehen möchten. Dabei geht es um alle Lebensthemen, die einen Menschen gerade beschäftigen. Spiritualität und Alltag gehören zusammen. Das Angebot ist eine Chance, aus der Perspektive des Glaubens auf das eigene Leben zu blicken und zu sehen, wo Gott wirkt. Es geht um die Beziehung zwischen Gott und Mensch.

Fokus liegt auf dem Zuhören

Bei dem seelsorgerlichen Angebot liegt der Fokus auf dem Zuhören. Es geht nicht darum, Tipps zu geben oder gar jemanden in eine bestimmte Richtung zu drängen. Vielmehr schaut der Geistliche Begleiter oder die Geistliche Begleiterin, wo jemand steht und wie er oder sie die Beziehung zu Gott fruchtbar machen kann. Gleichzeitig achtet die begleitende Person darauf, ob Störungen vorhanden sind, etwa ein krank machendes Gottesbild oder zwanghafte Formen von Religiosität. Da kann Geistliche Begleitung eine Hilfe sein – aber nicht zu verwechseln mit einer Therapie. Sollte eine Störung zu massiv sein, muss an eine medizinische oder therapeutische Einrichtung weiterverwiesen werden.

Geistliche Begleitung ist keine akute Krisenbewältigung, auch wenn Probleme und Schwierigkeiten im Laufe des Prozesses selbstverständlich Raum haben. Das Ziel ist es, den anderen zu stärken, Orientierung zu geben und zu einer reifen Gottesbeziehung zu führen. Wenn jemand vor wichtigen Lebensentscheidungen steht, ist das Empfinden von einer größeren inneren Freiheit und Lebendigkeit Zeichen dafür, dass er oder sie auf dem richtigen Weg ist.

Begleitpersonen selbst in geistlicher Begleitung

Die Begleiterinnen und Begleiter brauchen eine entsprechende Ausbildung. Und sie müssen selbst in Geistlicher Begleitung sein, sich mit dem eigenen geistlichen Weg beschäftigen und ihre Persönlichkeit reflektieren.

Begleitgespräche finden in der Regel alle vier Wochen statt. Der Prozess geht über mehrere Monate und kann auch Jahre andauern. Viele Menschen lernen Geistliche Begleitung bei einem Klosteraufenthalt im Rahmen von Schweigetagen und Auszeiten kennen.

Wer sich über längere Zeit Begleitung suchen möchte, kann sowohl innerhalb der evangelischen wie auch der katholischen Kirche fündig werden. Diözesen wie auch viele Landeskirchen verfügen über eine Liste von Personen. Bei der Evangelischen Kirche von Westfalen etwa findet sich eine Liste im Internet: https://forum-geistliche-begleitung.de/#tabelle.